Hakenkreuz - page 20

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Das Dachauer KZ-Außenlager Riederloh bei Kaufbeuren 1944/45
Wie oben erwähnt, finden wir in den Beschreibungen überlebender Häftlinge keine
genaueren Hinweise zu den Baracken. Lediglich ein Häftling führt aus, dass es sich bei
denWohnbaracken um sog. Pferdestallbaracken gehandelt hat.
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Derartige Holzhütten,
die z.B. auch im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zum Einsatz kamen, wurden als
Bautyp seit dem späten 19. Jahrhundert von der Kavallerie genutzt.
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Charakteristisch
für diese Baracken war, dass sie zur Hausmitte anstiegen und nur dort über einige we-
nige Belüftungsmöglichkeiten verfügten. In den ursprünglich für die Pferde vorgesehe-
nen Boxen wurden dreistöckige Holzgestelle als Schlafplätze aufgestellt. Über die
genauen Maße der Pferdestallbaracken in Riederloh liegen keine Informationen vor.
45 Zeugenaussage Nittenberg, StAM, Staatsanwaltschaften 34798, S. 360.
46 Vgl. Axel Doßmann/Jan Wenzel/Kai Wenzel: Architektur auf Zeit. Baracken, Pavillons, Container, Berlin
2006, S. 111 ff.: Die Geschichte transportabler Baracken reicht weit zurück. Erste Beispiele für den Versand
von Lazarettbaracken sind schon in den Türkenkriegen von 1788 überliefert. Im Krimkrieg (1853-1856)
ließen die Engländer mehr als 3.000 sog. Gloucester-Baracken herstellen; diese wurden in Kisten verpackt
auf die Krim geschickt. Sie zeichneten sich dadurch aus, dass es zum ersten Mal separate Bereiche für
Infektionskranke gab. Den entscheidenden Anstoß für die technologische Perfektionierung einer transpor-
tablen Baracke gab der dänische Rittmeister Johann Gerhard Clemens Doecker, der Erfinder der gleichna-
migen Baracke. Um 1880 entwarf er eine leichte Sanitäts- und Lazarettbaracke. Vorbild für Doecker war
wiederum ein Holzskelettbau mit standardisierten Wandelementen, die ein englischer Zimmermann 1820
entwickelt hatte. Herstellungs- und Vertriebsrechte der Doecker‘schen Baracke sicherte sich der
Kopenhagener Konsul Christian Ferdinand Christoph. Unterstützt vom Roten Kreuz und von den
Generalstabsärzten der preußischen Armee, wurde das Modell zur Doecker‘schen Normalbaracke weiter
entwickelt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts fungierte die Firma Christoph & Unmack als alleiniger
Produzent der Doecker-Baracken. Im Ersten Weltkrieg nutzte das deutsche Militär diese Baracken nicht
nur für die eigenen Truppen, sondern auch für Kriegsgefangene. Im Dritten Reich wurden aus den
Doecker-Baracken neue Modelle genormter Baracken entwickelt, z.B. die sog. RAD-Baracken.
Baracken des ehemaligen KZ-Außenlagers Riederloh, September 1946
(oberes Bild: Foto von Rudolf Reichert, unteres Bild: Skizze von Wolfgang Rein)
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