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Das Allgäu im Laufe der Erdgeschichte:
Im Zeitalter des Karbons vor 300 Millionen Jahren lag das Gebiet des heu-
tigen Allgäus in den Tropen. Das Klima war heiß und feucht und die üppigen Wälder waren dominiert von riesigen
Schachtelhalmen, Bärlapp
-
Gewächsen und Baumfarnen. Wie in den heutigen Bergwäldern der Tropen (
erste Reihe
links
) könnte es im Allgäu im Karbon ausgesehen haben. In der Trias, vor etwa 200 Millionen Jahren, war das Gebiet
des heutigen Allgäus Teil eines tropischen Flachmeeres. Inseln und Festland waren dicht mit Koniferen bewachsen
(
erste Reihe rechts
). Im weiteren Verlauf wurde Europa durch die Kontinentalverschiebung immer weiter nach Nor-
den geschoben, so dass das Allgäu zunächst in den Subtropen lag und sich heute schließlich in den gemäßigten
Breiten befindet. Diese Klimaveränderung und natürlich der Lauf der Evolution blieben nicht ohne Folgen für Flora
und Fauna. Während der letzten 600.000 Jahre war das Allgäu bis weit ins Vorland mehrmals von einigen hundert
Meter mächtigen Gletschern bedeckt. Wie es vor 15.000 Jahren im Ostrachtal ausgesehen haben könnte, als der
größte Teil des Tals statt von Nebel mit einem mächtigen Gletscher bedeckt war, zeigt das Foto der
zweiten Reihe
links
. Während der Kaltzeiten nahm der Artenreichtum weiter ab, da viele Pflanzen- und Tierarten abwanderten oder
ausstarben. Erst nach dem Abschmelzen der Gletscher ist im Laufe der letzten 10.000 Jahre das heutige Gesicht des
Allgäus entstanden. Das nacheiszeitliche Allgäu war bis hinab in die Tallagen dicht bewaldet (
zweite Reihe rechts
),
bis - beginnend in der Steinzeit - der Wald in größerem Maßstab gerodet wurde, um landwirtschaftlich nutzbare
Flächen zu schaffen. Zunächst wurde großflächig Flachs angebaut (
dritte Reihe links
), weshalb die Region auch das
„Blaue Allgäu“ genannt wurde. Auch die Redewendung „ins Blaue fahren“ ist vom Allgäu mit seinen blauen Flachs-
feldern abgeleitet. Die Einfuhr von billiger Baumwolle zwang die Bauern Ende des 18. Jahrhunderts zur Aufgabe des
Flachsanbaus und war gleichzeitig der Startschuss für Grünlandwirtschaft. Durch Menschenhand hat sich eine Jahr-
hunderte alte Kulturlandschaft entwickelt: das Allgäu, so wie wir es heute kennen (
dritte Reihe rechts
).
G
eologie der
A
llgäuer
A
lpen
Überblick über geologische Zeitalter und Meilensteine der Entstehung von Lebewesen.
Um sich das unvor-
stellbare Alter des Universums von circa 14 Milliarden Jahren zu versinnbildlichen, stelle man sich die Distanz von
vierzehn Kilometern, wie die zwischen Sonthofen und Oberstdorf, vor. Das Alter der Erde wird auf etwa 4,5 Milliarden
Jahre geschätzt und entspräche der Entfernung Kempten - Durach. Die Entstehung der Alpen im Erdmittelalter (
Me-
sozoikum
) und der Erdneuzeit (
Känozoikum
) läge weniger als 200 Meter zurück. Der letzte Meter, entsprechend
einer Million Jahre, wäre größtenteils vereist gewesen und erst seit einem Zentimeter (10.000 Jahre) eisfrei. Unsere
Zeitrechnung hätte gerade mal vor zwei Millimetern begonnen.
Geologie
Die Geologie, zusammengesetzt aus den griechischen Wortelementen „ge-“ für Erde oder Land und „log“ für
Wissenschaft, befasst sich mit dem Aufbau, der Zusammensetzung, der Struktur und der Entstehung der Erde.
Die Alpen sind ein äußerst komplexes Gebilde aus Ge-
steinen unterschiedlichen Alters und Herkunft, das im
Laufe von Jahrmillionen gefaltet, übereinandergescho-
ben und stark angehoben wurde. Die komplizierte Ent-
wicklungsgeschichte der Alpen, selbst von Experten
noch nicht vollständig verstanden, kann in drei Phasen
eingeteilt werden. Während der
Sedimentationsphase
entstanden die verschiedenen Lagen von Gesteinen,
die in den folgenden
Faltungs- und Überschiebungs-
phasen
zu einem Gebirge aufgetürmt und deren heuti-
ges Erscheinungsbild durch
Erosion
modelliert wurde.
Vereinfacht dargestellt erfolgte die Sedimentation in
Rinnen, den sogenannten Ablagerungströgen
Kalkal-
pin
,
Penninikum
mit
Flysch
(sprich „Fliesch“),
Helveti-
kum
und
Molasse
, die, zumindest im Gebiet des heu-
tigen Allgäus, parallel zueinander in Ost-West-Richtung
verliefen. Auf dem absinkenden Meeresboden dieser
Tröge bildeten sich Ablagerungen von einer Mächtigkeit
im Kilometerbereich. Als sich der Meeresboden nicht
weiter senkte und schließlich trocken fiel, kam die Se-
dimentation zum Erliegen. Durch die Annäherung des
afrikanischen Kontinents wurde das Gebiet verkürzt und
die Ablagerungen wie mit einer Planierraupe von Süden
nach Norden verfrachtet. Das Gestein wurde dabei aus
D
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ntstehung der
A
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