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seiner Sedimentationsrinne gequetscht, über die Abla-
gerungen des benachbarten Troges geschoben und zu
tektonischen Decken gefaltet. Auf diese Weise wurde
das im Mittelmeerraum entstandene kalkalpine Mate-
rial am weitesten nach Norden transportiert und liegt
obenauf, wohingegen die nördlichste Einheit, die Mo-
lasse, kaum verschoben wurde und sich nun ganz unten
befindet. Vom entstandenen Gebirge wurden (und wer-
den heute immer noch) durch die erodierende Wirkung
vonWind, Wasser und Gletschern unablässig Sedimente
abgetragen, so dass sich schließlich ein Gleichgewicht
zwischen Anhebung und Abtragung einstellte und die
Höhe der heutigen Alpen konstant bleibt.
Entstehung der Ost- und Südalpen.
Erklärungen siehe Text (vereinfacht nach Scholz, 1995)
Vereinfachte Darstellung der Alpenentstehung
.
Erklärungen siehe Text (nach Scholz, 1995)
Lage und Gestalt der Kontinente im Verlauf der jüngeren Erdgeschichte.
Vor 250 Millionen Jahren gab es ei-
nen riesigen Urkontinent, genannt Pangaea, der vom Urpazifik gesäumt wurde. Im weiteren Verlauf entstand das
Tethysmeer, das
Pangaea
in die beiden Kontinente
Gondwana
und
Laurasia
teilte. In der Kreidezeit zerfielen Lau-
rasia in Eurasien und Nordamerika sowie Gondwana in Afrika, Antarktika, Indien, Australien und Südamerika. Auch
hier entstanden Ozeane zwischen den auseinanderdriftenden Kontinenten, wie der Atlantik zwischen Nord- und
Südamerika einerseits und Laurasia und Afrika andererseits. Motor der Veränderungen an der Erdoberfläche ist die
Kontinentalverschiebung
. Man muss sich die Erde als Kugel mit flüssigem Kern vorstellen, der von einem verform-
baren, plastischen Mantel umgeben ist. Auf der Oberfläche der Kugel werden auch heute noch unablässig riesige,
spröde Schollen der Erdkruste gegeneinander verschoben. So kann der Rand einer Scholle, auch tektonische Platte
genannt, unter einen anderen Plattenrand eintauchen (
Subduktion
), wodurch dieser angehoben, gefaltet oder
überschoben wird. Die Plattenbewegung erfolgt ruckartig und geht dann meist mit Erdbeben einher. Dort wo zwei
Platten auseinanderrücken, tritt Material des Erdinneren hervor und bildet Vulkane oder, falls dies auf dem Meeres-
boden passiert, einen mittelozeanischen Rücken.
Am Ende des Erdaltertums befand sich im Germani-
schen Becken, dem heutigen Mitteleuropa und dem
Gebiet der Alpen, ein tropisches Flachmeer. Aus dem
Meer ragten die Reste des aus dem Devon und Karbon
stammenden
Variszischen Gebirges
. Diese Inseln sind
noch heute als Mittelgebirge wie Schwarzwald und
Bayerischer Wald erhalten. Durch die tropischen Bedin-
gungen und die geringe Meerestiefe verdunstete mehr
Wasser als zugeführt wurde. Als Folge wurden die im
Meerwasser enthaltenen Salze konzentriert und fielen
in den seichten Lagunen aus. Die schwer löslichen Kar-
bonate fielen zuerst aus und lagerten sich am Meeres-
boden als Kalk ab, gefolgt von schwefelsaurem Gestein
wie Gips und Anhydrit. Bei fortschreitender Verduns-
tung fielen schließlich auch Kochsalz und die leichter
löslichen Kalisalze aus und sedimentierten. Diese Abla-
gerungen wurden größtenteils von jüngeren Sedimen-
ten überdeckt und treten heute nur an wenigen Stellen
an die Oberfläche, wie beispielsweise als Salzlagerstät-
ten oder als Gipsgruben wie bei Bad Faulenbach. Weiter
südlich, im Schelfmeer zwischen Europa und dem afri-
kanischen Kontinent, entstanden in Perm und Trias am
Meeresboden dicke Ablagerungen aus Schlamm, Sand
sowie durch abgestorbene kalk- und kieselbildende
Meereslebewesen. Dolomite setzten sich im überwar-
men Wattenmeer zwischen dem Riff und Festland ab,
Korallen- und Schwammkalke in Atollen und an küsten-
nahen Riffen, ton- und kalkhaltiger Schlamm an tieferen
Meeresstellen. Hinzu kamen Deltakiese und quarzhalti-
ge Sande aus Flussmündungen, die sich am Meeresbo-
den absetzten.
In der Trias wurden im absinkenden Flachmeer des Süd-
alpins (
SA
) kalkalpine Sedimente (
gelb
) wie Wetter-
steinkalk, Hauptdolomit und Kössener Schichten mit
einer Mächtigkeit bis zu 3.000 Metern abgelagert (
1
),
aus denen später die nördlichen Kalkalpen (
NKA
) ent-
standen. Im Norden, dem späteren Helvetikum und Mo-
lassetrog, lagerten sich unter anderem Buntsandstein
und Muschelkalk mit einer Mächtigkeit von wenigen
hundert Metern ab.
Bedingt durch das Öffnen des Atlantischen Ozeans so-
wie die Verschiebung Afrikas nach Osten im Oberjura
wurde die kontinentale Kruste im Bereich des Pennini-
kums gezerrt und rückte auseinander, so dass die Erd-
kruste ausgedünnt wurde und grabenartig einsank (
2
).
Die entstandenen Kontinentalschollen entfernten sich
weiter voneinander (
Pfeile
), der Graben wurde immer
tiefer und bildete den südpenninischen Ozean (
SP
).
Unterseeisch austretendes Material des oberen Erdman-
tels (
violett
) bildete neue
ozeanische Kruste
(
dunkel-