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Die wichtigsten Gesteinstypen und geologischen Einheiten der Allgäuer Alpen (1):
Wettersteinkalk
(Kalkalpin)
Rauwacke
(Kalkalpin) ist ein löchriges Kalkgestein.
Fleckenmergel
(Kalkalpin) mit den namengebenden dunklen Flecken, den Fraßspuren desWurms
Chondrites
im Faulschlamm des Meeresbodens.
Hauptdolomit
(Kalkalpin) zerfällt in kantige, polyedrische Bruchstücke.
Der grobkörnige, hellgraue und dickbankige
Schrattenkalk
(Helvetikum)
Nummulitenkalk
(Helvetikum) mit fossilen Einschlüssen. Die graugelbe, mergelig-sandige Schichtfolge be-
steht aus Kalkschalen von Meerestieren.
Die glatte Oberfläche des harten
Grünsandsteins
(Helvetikum) verwittert großflächig, das Gestein ist sili-
katreich und deshalb sauer. Wegen des Eisengehaltes ist das Gestein manchmal an der Oberfläche rötlich
überlaufen, die grünliche Färbung kommt vom enthaltenen Glaukonit.
G
eologische
E
inheiten des
A
llgäus und ihre
G
esteinsarten
Die verschiedenen Gesteine, die man im Allgäu antrifft,
lassen sich bestimmten geologischen Einheiten oder
Formationen zuordnen. Die geologischen Einheiten
werden nach ihrer Entstehungszeit und ihrem Entste-
hungsort, also den entsprechenden Sedimentationströ-
gen (
S. 17), untergliedert in
Kalkalpin
, entstanden
in der Trias und Jura im alpinen Sedimentationstrog;
Helvetikum
, sedimentiert in der
Jura und Kreide im
Helvetischen Ablagerungstrog;
Flysch
, gebildet in der
Kreidezeit im penninischen Sedimentationstrog bzw.
Flyschtrog und schließlich
Molasse
, abgelagert im Ter-
tiär im Molassetrog.
Die geologischen Einheiten des Allgäus und die dazugehörigen Gesteinsarten
• Kalkalpin
entstand aus kalk- und kieselhaltigen Meereslebewesen sowie aus
Sedimenten des tropischen Flachmeeres und enthält Kalke, Dolomite und Mer-
gel. Hauptkalkbildner waren hauptsächlich Kalkschwämme, daneben einzelli-
ge Tiere mit Kalkgehäuse wie Foraminiferen und riffbildende Korallen. Kiesel-
ablagerungen hingegen entstanden aus Kieselschwämmen und kugeligen
Radiolarienskeletten. Kalk besteht größtenteils aus Kalziumkarbonat, Dolomit aus
Kalzium/Magnesiumkarbonat. Die Karbonate von Kalkstein und Marmor kann man leicht durch Beträufeln
mit verdünnter Salzsäure nachweisen, wobei unter Bläschenbildung aus der Gesteinsprobe Kohlenstoffdi-
oxid entweicht, bei Dolomit hingegen unterbleibt die CO
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-Bildung. Fossile Einschlüsse in Kalkalpin sind im
Allgäu verhältnismäßig selten anzutreffen, jedoch hinterließ die organische Substanz von Blaualgen (Cyano-
bakterien) nicht selten Bitumen im Gestein. Werden Brocken aus Hauptdolomit gegeneinandergeschlagen,
dann kann man den Schmauchgeruch der unvollständig verbrannten Kohlenwasserstoffe riechen. Früher
wurde aus den bitumenhaltigen schiefrigen Mergeln, dem sogenannten Seefelder Fischschiefer, das „Tiroler
Steinöl“ gewonnen. Kalkalpin war zunächst einer Faltung, dann einer Überschiebung der entstandenen De-
cken unterworfen und hatte somit die komplizierteste Entstehungsgeschichte. Die alpinen Sedimente wurden
teilweise um mehrere Hundert Kilometer vom Entstehungsort aus nach Norden verschoben. In der Trias ent-
standen folgende Gesteine: Der weiße oder hellgraue
Wettersteinkalk
wurde in Atollen des seichten Meeres
aus den riffbildenden Kalkalgen
Diplopora
und
Gyroporella
, aus Riffkorallen, Kalkschwämmen, Ammoniten und
anderen Meeresbewohnern gebildet. Diese dichten und ungeschichteten Kalziumkarbonat-Ablagerungen, die
Bitumen enthalten und teilweise erzführend sind, können im Allgäu beispielsweise an Gimpel, Säuling sowie
Rote Flüh in den Tannheimer Bergen und am Rosskopf bei Hinterstein angetroffen werden.
Raibler Schichten
entstanden aus Schlammablagerungen, die von Flüssen ins Meer geschwemmt wurden. Die dünnen Schich-
ten, wie beispielsweise
Rauwacke,
bestehen aus eisenhaltigen, bräunlichen Sandsteinen, Mergel, grauen Kalken
sowie Gipslagern. Durch das Auslaugen des Gipses entstanden Scharten, Dolinen oder Seen. Diese Schichten
findet man in Nachbarschaft des Wettersteinkalkes, beispielsweise am Alatsee und im Faulenbachtal, wo frü-
her Gips abgebaut wurde. Dunkler als der Wettersteinkalk ist der viele hundert Meter mächtige
Hauptdolomit
aus Kalzium- und Magnesiumkarbonat-Kristallen. Die Gesteinsoberfläche, die sich sandig anfühlt, ist von feinen
Rissen und Spalten durchzogen, die bei der Verfaltung des spröden und brüchigen Gesteins entstanden sind
und oft mit Kalkspat (
Calcit
) verkittet sind. Hauptdolomit ist stark verkarstet und zerfällt in kantige, polyedrische
Bruchstücke. Das Gestein ist bitumenhaltig (Geruch beim Gegeneinanderschlagen). Dolomite wurden im war-
men Watt zwischen Riff und Festland abgelagert.
Man erkennt die quellreichen, lehmigen Böden der
Kössener Schichten
oft leicht als vegetationsreiches grü-
nes Band unter dem darübergeschobenen, jedoch entstehungsgeschichtlich älteren Hauptdolomit. Die dunk-
len, schiefrigen
Allgäuschichten
, früher auch Lias-Fleckenmergel oder „Allgäuschiefer“ genannt, sind mit einer
Mächtigkeit von 600 Metern neben dem Hauptdolomit das typische Gestein der Allgäuer Alpen. Man findet
diese vegetationsreiche Schichtfolge beispielsweise am Linkerskopf und im Sockel von Mädelegabel und Höfats.
Das Gestein ist teilweise durch fein verteilten Pyrit oder fossile Fressbauten dunkel gefleckt (Name!). Durch Einla-
gerung von kieselhaltigen fossilen Überresten von Kieselschwämmen und einzelligen Radiolarien sind die sauren
Ammergauer Schichten
, früher Hornstein- und Aptychenkalke genannt, sehr verwitterungsresistent. Die bei-
den letztgenannten Gesteinstypen werden dem Jura zugeordnet. Das harte Gestein bildet messerscharfe Grate
wie beispielsweise an Höfats und Schneck, die mit silikatliebenden Pflanzen bewachsen sind. Namengebend
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