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Anpassungen der Hochgebirgspflanzen (1):
Alpen-Edelweiß
(
Leontopodium alpinum
§;
S. 85). Als Garten-Edelweiß (
erste Reihe rechts
) wird das
Alpen-Edelweiß oder eine verwandte Art aus Asien kultiviert. Die Behaarung der Laubblätter, besonders
der weißen Hochblätter, dient als Verdunstungsschutz, ferner zur Isolation gegen extreme Temperaturen sowie zur
Reflektion von Licht. Der Blütenstand des Edelweißes ist sternförmig von fünf bis dreizehn weißfilzigen Hochblättern
umgeben und besteht meist aus vier bis acht Körbchen, von denen jedes mehrere Dutzend Röhrenblüten ent-
hält. Die randständigen, fadenförmig verlängerten, gelben Blüten sind weiblich. Der Gattungsname
Leontopodium
kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Löwenfuß“. Dank dem Naturschutzbewusstsein und den Bemühun-
gen der Bergwacht sind die Bestände der Pflanze nun vielerorts gesichert. In den Allgäuer Alpen findet man größere
Vorkommen auf Silikatböden, aber auch auf Kalk, beispielsweise an Höfats, Schochenspitze, Aggenstein und Salo-
ber, nicht aber auf Flysch.
Die immergrüne
Schneeheide
,
Winterheide
oder
Frühlings-Heidekraut
(
Erica carnea
;
S. 572) ist we-
gen der frühen Blütezeit eine wichtige Bienenweide.
Der mehlartigeWachsüberzug auf den Laubblättern und dem Stängel der
Mehlprimel
(
Primula farinosa
§;
S. 571) wird von Drüsenhaaren abgegeben und dient als Verdunstungsschutz.
Die immergrüne
Preiselbeere
(
Vaccinium vitis-idaea
;
S. 572) mit ihren lederigen Laubblättern als Ver-
dunstungsschutz kann auch Frost unbeschadet überstehen.
Ein gut entwickeltes
Wurzelsystem
ermöglicht eine
effektive Wasseraufnahme und dient gleichzeitig der
Verankerung im Boden. Den Großteil der Biomasse des
Gletscher-Hahnenfußes und anderer alpiner Arten ma-
chen die Wurzeln aus.
Gelegentlich sind alpine Arten selbst im Sommer Tem-
peraturen unter dem Nullpunkt ausgesetzt. Um den-
noch auf Höhenlagen von mehreren tausend Metern
überleben zu können, ist ein„
Frostschutzmittel
“ in den
Laubblättern von Gletscher-Hahnenfuß, Mannsschild
oder Schwarzer Schafgarbe enthalten. Der bei der Pho-
tosynthese entstehende Zucker wird nicht, wie sonst
üblich, in Stärke umgewandelt, sondern verbleibt als
Zucker im Blatt. Dadurch wird die Teilchenzahl erhöht
und der Gefrierpunkt des Wassers, der von der Teilchen-
zahl abhängig ist, erniedrigt. Um die Wirksamkeit zu
demonstrieren, stelle man Wasser sowie eine Zuckerlö-
sung ins Gefrierfach und kann dann beobachten, dass
das Wasser vor der Zuckerlösung zu Eis wird.
Die Samenkeimung wird bei vielen alpinen Arten
durch Frost induziert (
Vernalisation
). Solange sich der
Same unter der isolierenden Schneedecke befindet,
bekommt er keinen Frost ab und keimt nicht. Erst nach
der Schneeschmelze erfolgt der Keimstimulus durch die
letzten Fröste und so ist gewährleistet, dass die Keimlin-
ge nicht durch Frost geschädigt werden.
Die Fülle der im Allgäu vorkommenden Pflanzenarten
kann auf unterschiedliche Weise geordnet und prä-
sentiert werden. Man kann der Reihe nach alle Pflan-
zenfamilien und ihre Arten, oder die Arten anhand von
Blütenfarbe und Anzahl der Kronblätter abhandeln.
Im Folgenden werden Beispiele der Allgäuer Wildblu-
menarten unter ökologischen und biogeografischen
Gesichtspunkten betrachtet und die Arten eines be-
stimmten Standorts zu
Pflanzengemeinschaften
oder
Pflanzengesellschaften
zusammengefasst. Viele
Pflanzenarten können jedoch mehr als einer Pflanzen-
gesellschaft zugeordnet werden, besonders auf Wiesen
finden sich Arten der Matten und Rasen, der alpinen
Hochstaudenfluren und Waldränder.
Deutsche Tier- und Pflanzennamen
Die deutschen Trivialnamen sind oft eine Beschreibung des Lebewesens, seiner Lebensweise oder seines Lebens-
raumes wie Lungenenzian-Ameisenbläuling oder Stängelloses Leimkraut. Die Namen einiger Taxa hingegen sind
durch sprachlichen Reichtum ausgezeichnet. Meist handelt es sich dabei umTier- oder Pflanzengruppen, die seit
langem vom Menschen genutzt wurden wie Zander, Renke, Plötze, Karpfen, Döbel, Nase, Rutte, Huchen, Barbe,
Felchen, Zope etc. bei Fischen, Ziest, Dost, Günsel, Salbei, Gundermann, Andorn, Minze, Quendel, Thymian, Ysop,
Lavendel, Melisse, Rosmarin, Gamander u. s. w. bei Küchenkräutern aus der Familie der Lippenblütler oder Geier,
Adler, Milan, Weihe, Bussard, Habicht und Sperber bei Greifvögeln. Andererseits bietet die deutsche Sprache nur
wenige Namen wie „Ente“ oder „Säger“, wohingegen im Englischen ein reichhaltiges Vokabular für die verschie-
denen Entenvögel existiert.
Vögel, die nach ihren Lautäußerungen benannt sind:
Kiebitz, Uhu, Racke, Kuckuck, Rabe, Krähe, Pirol, Fitis,
Zilpzalp, Pieper, Stieglitz, Girlitz, Fink, aber auch Schnatterente, Krickente, Knäkente, Reiher, Dommel, Eule, Kauz,
Wiedehopf, Schreiadler, Dohle, Laubsänger, Regenpfeifer, Nachtigall, Singdrossel, Spötter, Steinschmätzer u.v.m.
Mädchennamen mit Flora als Namenspatronin:
Veronica, Daphne, Silvia, Melissa, Margarete, Angelika, Silene,
Olivia, Jasmin, Viola, Aurikel, Carina, Iris, Astrid, Erika, Rosa, Rosmarie, Flora, Melissa oder englische Mädchenna-
men wie Lily (Lilie), Heather (Erika), Violet (Veilchen), Daisy (Gänseblümchen), Holly (Stechpalme).
Pflanzen, benannt nach Tieren:
Vogelmiere, Vogelbeere, Kuckucks-Lichtnelke, Habichtskraut, Taubenkropf
Storchschnabel, Gänse-Fingerkraut, Gänsefuß, Gänseblümchen, Krähenbeere, Hahnenfuß, Wachtelweizen,
Schwalbenwurz-Enzian, Schlangenwurz, Schlangen-Knöterich, Natternwurz, Froschlöffel, Hasenlattich,
Ferkelkraut, Ochsenauge, Rindsauge, Kuhblume, Kälberkropf, Gämswurz, Schafgarbe, Rosskastanie, Rossmin-
ze, Rosskümmel, Hundspetersilie, Hundskamille, Hunds-Veilchen, Katzenpfötchen, Löwenzahn, Wolfsmilch,
Wolfstrapp, Fuchsschwanz, Bärlauch, Bärenklau, Bärlapp, Bärentraube, Läusekraut, Floh-Knöterich, Wurmfarn.
Pflanzen, benannt nach Körperteilen:
Augentrost, Augenwurz, Zahntrost, Zahnkraut, Lippenblütler, Blutauge,
Rachenblütler, Lungenkraut, Lungen-Enzian, Milzkraut, Herzblatt, Leberblümchen, Lebermoos, Beinwell, Finger-
kraut, Wasserdarm, Wassernabel.
Pflanzennamen, die auf eine Nutzung als Medizinalpflanzen hinweisen:
Beinwell, Pestwurz, Zahntrost,
Augentrost, Alpenwohlverleih, Tollkirsche, Rauschbeere, Steinbrech, Fieberklee, Wundklee, Nieswurz, Brechwurz.