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Die
Echte Brunnenkresse
(
Nasturtium officinale
;
Mitte
;
S. 576) hat dicke Schoten mit zweireihig an-
geordneten Samen und grün bleibendes Laub im Winter im Gegensatz zur Kleinblättrigen Brunnenkresse
(N.microphyllum
; nicht abgebildet) mit dünnen Schoten und einreihig angeordneten Samen. Die Laubblätter der Brun-
nenkresse haben wegen der enthaltenen
Senfölglykoside
einen scharf-würzigen Geschmack und werden deshalb
in Salaten verwendet. Die Echte Brunnenkresse mit den gelben Staubbeuteln kann mit dem
Bitteren Schaumkraut
(
Cardamine amara
;
rechts
) verwechselt werden, das jedoch violette Staubbeutel und markhaltige Stängel besitzt. Da
die Art neben Bitterstoffen ebenso über scharf-würzig schmeckende Senfölglykoside verfügt, wird sie auch als
Falsche
Brunnenkresse
bezeichnet. Alle drei Arten sind häufig, mitunter auch vergesellschaftet, im Allgäu anzutreffen.
Das
Kleeblättrige Schaumkraut
(
Cardamine trifolia
) kommt hauptsächlich im Gebiet zwischenWertach und
Lech südlich von Marktoberdorf bis zu einer Höhenlage von etwa 1.300 m vor.
In Bergwäldern auf Schutt gedeiht das
Ausdauernde Silberblatt
(
Lunaria rediviva
§;
S. 576) mit den typi-
schen Blüten eines Kreuzblütlers und den für die Familie eher seltenen herzförmigen Laubblättern. Der Trivi-
alname bezieht sich auf die silberne Scheidewand der elliptischen Schötchen im reifen Zustand, über die auch das
kultivierte Garten-Silberblatt (
L. annua
; nicht abgebildet) verfügt.
Die
Wald-Sternmiere
oder
Gewöhnliche Hain-Sternmiere
(
Stellaria nemorum
;
links
;
S. 576) ist eigent-
lich eine Pflanze der Laubwälder, kommt in den Alpen aber auch auf offenem Gelände vor. Die
Gewöhnli-
che Vogelmiere
(
S. media
;
Mitte
;
S. 576), auch Vogel-Sternmiere genannt, hingegen besitzt drei bis fünf meist
bräunliche Staubbeutel, einen runden, einreihig behaarten Stängel, sowie breite Kronblätter, die bis zur Basis geteilt
sind. Die Kronblätter der Vogelmiere sind im Gegensatz zu den meisten
Hornkräutern
(
Cerastium
) höchstens so
lang wie die Kelchblätter. Die Vogelmiere ist eine „Allerweltspflanze“, die auch außerhalb der Wälder auf Fettwiesen,
ruderalen Plätzen und selbst im Hochgebirge angetroffen werden kann. Das Kraut der Vogelmiere ist reich an
Vitamin C und dient neben den Samen Vögeln als Nahrung. Die Große Sternmiere (
S. holostea
; nicht abgebildet)
hat im Vergleich dazu einen vierkantigen Stängel, und lineal-lanzettliche Laubblätter. Die Kelchblätter sind halb so
lang wie die Kronblätter. Durch das Vorhandensein von drei Griffeln können Sternmieren und Vogelmieren von dem
ähnlichen, fünfgriffligen
Wasserdarm
(
Myosoton aquaticum
;
rechts
;
S. 576) sowie den meisten Hornkräutern
abgegrenzt werden. Im Allgäu sind acht
Stellaria
und neun
Cerastium
-Arten heimisch. Eine Besonderheit ist die
Langblättrige Sternmiere (
S. longifolia
), ein seltenes Eiszeitrelikt, das man u. a. im Kemptner Wald antrifft.
Haar, Dorn oder Stachel?
Pflanzenhärchen
werden von der äußeren Gewebeschicht (
Epidermis
) gebildet, wohingegen bei
Stacheln
,
beispielsweise am Blattrand der Acker-Kratzdistel (
links
), auch tiefere Schichten zur Bildung beitragen. Stacheln,
wie die der Rose (
Mitte
), können leicht entfernt werden, nicht aber
Dornen
, die beispielsweise aus Seitentrieben
hervorgehen. Weißdorn (
rechts
), Berberitze und Schlehe sind Beispiele für dornenbewehrte Pflanzen.
Pflanzen der Waldgesellschaften (1):
Kurz nach der Schneeschmelze erscheint die
Laubholz-Schuppenwurz
(
Lathraea squamaria
;
S. 572), die
über kein eigenes Blattgrün verfügt und deshalb das Sonnenlicht nicht für die Herstellung von Zucker nutzen
kann. Stattdessen zapft der
Vollparasit
(Holoparasit) die Wurzeln seiner Wirtspflanzen wie Erlen, Ulmen, Buchen
und Haseln an, um sich dort neben dem benötigten Zucker auch Wasser und mineralische Nährstoffe zu holen. Der
schuppige und mächtige Wurzelstock dieser Pflanze kann bis zu fünf Kilogramm schwer werden. Eine weitere, im
Allgäu sehr seltene Unterart, parasitiert auf Fichten.