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Im Allgäu kommen über 40 verschiedene
Brombeer
-Arten (
S. 577) vor, die zur Sammelart
Rubus fruticosus
zusammengefasst werden und anhand der Blattformen unterscheidbar sind. Brombeeren sind stickstofflie-
bend und breiten sich wegen Schadstoffeintrag in Wäldern aus (
S. 111).
Sowohl die Früchte der
Himbeere
(
R. idaeus
;
S. 577) als auch die der Brombeere sind botanisch gesehen
keine Beeren, sondern Sammelsteinfrüchte. Die Himbeere ist eine stickstoffliebende Wald-Pionierpflanze und
wird ihrer vitaminreichen Früchte wegen als Gartenpflanze kultiviert.
Die essbare, mit der Himbeere und Brombeere verwandte
Steinbeere
(
Rubus saxatilis
) gedeiht in Tobeln,
lichten Wäldern, im Auwald, in Hangquellmooren und in Kiesgruben, häufig auch in alpinen Lagen.
Die köstliche Frucht der
Wald-Erdbeere
(
Fragaria vesca
;
Mitte
;
S. 577) hingegen ist eine Sammelnussfrucht.
Der Namensbestandteil
vesca
bedeutet essbar. Die Garten-Erdbeere (
F.
x
ananassa
), auch Kultur- oder Ananas-
Erdbeere genannt, stammt nicht von der Wald-Erdbeere ab, sondern ist die Hybride zweier Wildformen aus Norda-
merika. Neben der Walderdbeere kommen im Allgäu auf ruderalen Standorten zwei weitere, sehr ähnliche Arten der
Gattung
Fragaria
vor, die verwilderte Zimt-Erdbeere (
F. moschata
; nicht abgebildet) und die Knack-Erdbeere oder
Knackelbeere (
F. viridis
; nicht abgebildet). Das weißblütige Erdbeer-Fingerkraut (
Potentilla sterilis
; nicht abgebildet)
gleicht ebenso der Erdbeere, jedoch besitzen die Blüten der Gattung
Fragaria
überlappende Kronblätter, wohin-
gegen die der Gattung
Potentilla
sich nicht berühren. Verwandt mit der Erdbeere und ähnlich aussehend ist ferner
die
Scheinerdbeere
(
Duchesnea indica
;
rechts
;
S. 567), die aus Asien stammt, als Zierpflanze kultiviert wird und
gelegentlich in Siedlungsnähe auf ruderalen Standorten angetroffen werden kann. Ihre fad schmeckenden Früchte
werden vor der Fruchtreife von Kelchblättern umgeben.
Der
Scheinmohn
(
Meconopsis cambrica
;
S. 567) ist ein Garenflüchtling, den man an feuchten Waldrändern antref-
fen kann.
Der
Hohle Lerchensporn
(
Corydalis cava
;
S. 572) hat seinen Namen von der hohlen Wurzelknolle älterer
Pflanzen. Die früh blühende Pflanze mit der gespornten Blüte ist eine Charakterart von Buchen- und Laubwäldern.
Dem
Ruprechtskraut
oder
Stinkenden Storchschnabel
(
Geranium robertianum
;
S. 570) sagt man unan-
genehmen Geruch nach. Seine Laubblätter sind gefiedert, die Form der Früchte verrät die Zugehörigkeit zu den Storch-
schnabel- Gewächsen.
Pflanzen der Waldgesellschaften (2):
Der
Wald-Sauerklee
(
Oxalis acetosella
;
S. 577) ist die heimische Pflanze mit dem geringsten Lichtbedarf
und kommt mit weniger als 1% des Sonnenlichtes aus. Als Verdunstungsschutz klappen die Fiederblättchen
durch Veränderung des Zelldruckes bei Regen, hohen Temperaturen und niedriger Luftfeuchtigkeit nach unten zu-
sammen, um dadurch die Spaltöffnungen auf der Blattunterseite zu verschließen. Die auffällig rote Äderung der Blü-
te sowie deren gelbe Male dienen zum Anlocken von bestäubenden Insekten. Der Namensbestandteil
acetosella
lässt auf saure Inhaltsstoffe schließen: im Kraut des Sauerklees sind
Oxalsäure
, deren Salze und blutgerinnungshem-
mende
Cumarine
enthalten.