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Die Blütenfarbe des
Gewöhnlichen Hohlzahnes
(
Galeopsis tetrahit
;
Mitte
;
S. 572) ist variabel. Neben dieser
Art gibt es im Allgäu vier weitere Arten dieser Gattung, die zur Hybridisierung neigen. Der
Bunte Hohlzahn
(
G. speciosa
;
rechts
;
S. 578) kommt anWaldrändern und Böschungen, auf Feldern, Viehweiden und Hochstauden-
fluren vor, kann aber auch auf ruderalen Standorten wie Straßenrändern angetroffen werden.
Der
Wald-Ziest
(
Stachys sylvatica
;
S. 572) zählt wie das Zweiblütige Veilchen und der Sauerklee zu den
Schattenpflanzen, die am Waldboden bei sehr wenig Licht gedeihen können. Der Lippenblütler entwickelt
beim Zerreiben einen unangenehmen Geruch.
Der
Alpen-Ziest
(
S. alpina
;
S. 572) ist in Berg- und Auwäldern, Tobeln, aber auch auf offenerem Gelände der
Alpen weit verbreitet. Von der Gattung gibt es sieben Arten im Allgäu.
Neben der im Allgäu häufigen, am Stängel dicht behaarten
Berg-Goldnessel
(
Lamiummontanum
;
zweite Rei-
he rechts
;
S. 568) findet man die in Siedlungsnähe ausgewilderte Silberblättrige Goldnessel (
L. argentatum
,
dritte Reihe links und Mitte
;
S. 568). „Silberblättrig“ bezieht sich auf die Tatsache, dass sich die obere Blattschicht
teilweise löst und das Blatt an dieser Stelle silbrig erscheinen lässt. Die
Gewöhnliche Goldnessel
(
L. galeobdolon
)
fehlt im Allgäu. Die Staubblätter dieser Lippenblütler sind mit der Oberlippe verwachsen (
dritte Reihe Mitte
), so dass
Pollen an Rücken und Kopf eines Insekts, das sich in die Blüte zwängt, kleben bleibt. Die Unterlippe dient dem Insekt
als Landeplatz. Die für die Lippenblütler typischen Früchte werden als
Klausen
(
dritte Reihe rechts
) bezeichnet.
Die
Wald-Wicke
(
Vicia sylvatica
;
S. 574) trifft man nicht nur imWald, sondern auch auf Hochstaudenfluren an.
Das häufige
Moschuskraut
(
Adoxa moschatellina
;
S. 568), auch
Bisamkraut
genannt, ist der einzige hei-
mische Vertreter der Moschuskraut-Gewächse. Die Pflanze hat grünlich-gelbe, unscheinbare und würfelförmige
Blütenköpfchen, bestehend aus fünf Blüten, von denen die vier seitlichen Blüten fünfzählig sind und die obere vier
Blütenblätter hat. Die Art bevorzugt feuchte Böden von Laub- und Auwäldern, Hecken, Gebüschen und extensivem
Weideland. Der Name der Pflanze kommt von der Tatsache, dass beimWelken Moschusgeruch entsteht.
Die
Schwalbenwurz
(
Vincetoxicumhirundinaria
;
S. 577), eines der wenigen heimischen Hundsgiftgewächse
(Apocynaceae), verfügt über sogenannte „
Klemmfallenblüten
“. Ein blütenbesuchendes Insekt, das sich mit seinen
Mundwerkzeugen oder Beinen in einer Rinne zwischen den Staubbeuteln verhakt, zieht beim Befreiungsversuch
zwei über einen Klemmkörper verbundene
Pollenpakete
(Pollinien) aus den Staubbeuteln. Die nun am Insekt haf-
tenden Pollinien werden so zur Bestäubung auf die nächste Blüte befördert. Der Gattungsname der kalkliebenden
Schwalbenwurz ist aus den lateinischenWorten für „besiegen“ und„Gift“ zusammengesetzt und bezieht sich auf die
Tatsache, dass die Pflanze früher als Gegengift bei Schlangenbissen Verwendung fand, das Epitheton
hirundinaria
ist von„Schwalbe“ abgeleitet. Die Pflanze, deren Giftigkeit umstritten ist, besiedelt kalkreiche Böden anWaldrändern,
Lichtungen und Gebüsch.
Pflanzen der Waldgesellschaften (3):
Wie bei anderen Salbei-Arten klappt die Unterlippe der Blüte des
Klebrigen Salbeis
(
Salvia glutinosa
;
S. 568)
nach unten, wenn ein schweres Insekt wie eine Biene oder Hummel darauf landet, dadurch wird der Zugang zur
Blüte freigegeben und beimNektarsaugen Pollen auf den Rücken des Insekts„gestempelt“. Die Pflanze ist drüsig behaart.