Seite 60-61 - naturgeschichte gesamt

Basic HTML-Version

174
175
Pflanzen der Waldgesellschaften (4):
Wald-Geißbart
(
Aruncus dioicus
;
S. 579)
Die
Nesselblättrige Glockenblume
(
Campanula trachelium
) ist im Allgäu auf lehmigen Böden weit verbreitet.
Die Blüten des
Hain-Gilbweiderichs
(
Lysimachia nemorum
;
erste Reihe rechts
;
S. 567) haben einen fadenför-
migen Blütenstiel imGegensatz zum
Pfennigkraut
(
L. nummularia
;
zweite Reihe links
;
S. 567). Als Belohnung
für das Bestäuben der Gilbweiderich-Blüten erhalten Insekten keinen Nektar, sondern energiereiche Lipide (Fette, Öle).
Typisch für das
Hunds-Veilchen
(
Viola canina
;
S. 576), auch
Ross-Veilchen
genannt, sind der weißliche,
leicht gekrümmte Sporn sowie die lang gestielten, eiförmig-herzförmigen Grundblätter, die nicht in einer Roset-
te angeordnet sind. Die weiße Basis des unteren Kronblattes trägt violette Adern, die Blüten sind meist hellblau. Vom
Hunds-Veilchen kommen mehrere Unterarten im Allgäu vor, die nicht einfach zu bestimmen sind.
Verbreitet im Allgäu bis 1.500 m ü NN ist das
Hain-Veilchen
(
Viola riviniana
;
S. 576) mit seinem dicken,
weißlichen Sporn. Die ähnliche Hybride
Viola x bavarica
(nicht abgebildet) besitzt im Gegensatz dazu einen
hellvioletten Sporn. Das ebenfalls hell-violetteWald-Veilchen (
V. reichenbachiana
; nicht abgebildet) ist die häufigste
der 17 Veilchen-Arten des Allgäus und hat einen violetten, kronblattähnlichen Sporn und rosettenständige Blätter.
Das
WohlriechendeVeilchen
oder
März-Veilchen
(
V. odorata
;
S. 576), ursprünglich ein Gartenflüchtling aus
Südeuropa, istmittlerweile imAllgäu eingebürgert und in tieferen Lagenweit verbreitet. Die Pflanzemit den eiför-
migen, rosettenständigen Blättern und dunkellila Blüten enthält einen Duftstoff, der zur Herstellung von Parfüm und
Süßigkeiten verwendet wird. Der Nektar, der in den Blütensporn der Veilchen abgegeben wird, kann nur von Insekten
mit einem langen Rüssel erreicht werden. Veilchen neigen zur
Bastardierung
und Vermischung der Artmerkmale.
Der
Waldmeister
(
Galiumodoratum
;
S. 576), auch
Maikraut
genannt, gehört zu den Labkräutern. Die Pflan-
ze wird im April und Mai vor der Blüte gesammelt und zu Waldmeisterbowle verarbeitet. In den Laubblättern
kommt das ätherische Öl
Cumarin
vor, das beimWelken des Krautes freigesetzt wird und sich verflüchtigt. Cumarin
kann Kopfschmerzen und Schwindelgefühl verursachen. Cumarin steht auch im Verdacht, bei längerer Einnahme
die Blutgerinnung herabzusetzen.
Das
Echte Labkraut
(
G. verum
;
S. 567) wurde früher zur Herstellung von Käse verwendet, da es einen Stoff
enthält, der, wie das Labferment des Kälbermagens, Milch gerinnen lässt. Der Gattungsname
Galium
ist vomgrie-
chischenWort für„Milch“ abgeleitet. Ferner wurden dieWurzel der Pflanze zum Rotfärben von Textilien sowie die gel-
ben Blüten wegen ihres Waldmeister-Aromas zur Zubreitung von Getränken und zum Färben von Käse verwendet.
In Fichten- und Fichtenmischwäldern trifft man das
Rundblättrige Labkraut
(
G. rotundifolium
) an.
Das
Wald-Labkraut
(
G. sylvaticum
;
S. 576) kommt auf lehmigen und trockenen Böden von Laub-, Misch-
und Auwäldern vor und ist durch seine bis zu zehn Millimeter breiten Laubblätter von ähnlich aussehenden
Labkräutern gut zu unterscheiden. Von der Gattung
Galium
findet man im Allgäu 19 Arten.
Photosynthese
Die Photosynthese bezeichnet einen biochemischen Prozess, bei dem die Energie des Sonnenlichtes von Pflan-
zen, Algen oder Bakterien in chemische Energie umgewandelt und zum Aufbau von organischen Verbindungen
verwendet wird. Die Photosynthese ist einer der wichtigsten und ältesten biochemischen Prozesse, der sich
bereits vor mehreren Milliarden Jahren entwickelte. Vereinfacht dargestellt verläuft die Photosynthese in drei
Schritten. Zunächst wird die Energie des Lichtes von bestimmten Farbstoffen, vor allem den
Chlorophyllen
bei Pflanzen, absorbiert. Anschließend wird die elektromagnetische Energie des Lichts in chemische Energie
umgewandelt und im dritten Schritt zur Synthese energiereicher organischer Verbindungen, wie Traubenzucker
(C
6
H
12
O
6
), aus energiearmen anorganischen Kohlenstoff-Verbindungen, wie etwa Kohlenstoffdioxid (CO
2
), heran-
gezogen. Gemäß der Bruttoreaktionsgleichung
6 CO
2
+ 6 H
2
O
C
6
H
12
O
6
+ 6 O
2
entsteht bei der Photosyn-
these auch Sauerstoff (O
2
).