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Pflanzen auf Schuttfluren undWegsäumen (8):
Das
Mauer-Zymbelkraut
(
Cymbalariamuralis
;
S. 575), eine aus demMittelmeerraum eingeführte Zierpflan-
ze, gedeiht als Gartenflüchtling auf Mauern und Felsen in tieferen Lagen.
Die
Kleinblütige Königskerze
(
Verbascum thapsus;
erste Reihe Mitte und rechts
;
S. 567) hat einen durch
herablaufende Blattränder geflügelten Stängel und filzige Laubblätter. Wie bei der Mehligen Königskerze sind
die wolligen Filamente der Staubfäden weiß, die Staubbeutel orange. Die Laubblätter der
Schwarzen Königsker-
ze
(
V. nigrum;
zweite Reihe links
;
S. 567) sind kaum behaart und die wolligen Filamente der Staubfäden sind
purpurviolett. Die hellgelb blühende
Mehlige Königskerze
(
V.
lychnitis;
zweite Reihe Mitte und rechts
;
S. 567)
hat ebenfalls wenig behaare Laubblätter, aber unterscheidet sich durch ihre buschig gelb behaarten Staubbeutel.
Nur
V. nigrum
und
V.
lychnitis
haben verzweigte Blütenstände. Die Härchen auf den Staubbeuteln der Königsker-
zen sondern„sterile Pollen“ für blütenbesuchende Insekten ab, fruchtbare Pollen entstammen den orangefarbenen
Behältnissen (
Theken
) an den Enden der Staubblätter. Königskerzen neigen zur Hybridisierung. Im Allgäu kommen
lediglich die drei erwähnten Arten häufiger vor, weitere vier Arten dieser Gattung sind sehr selten und unbeständig.
Die
Wiesen-Knautie
(
Knautia arvensis
;
S. 575), auch
Wiesen-Witwenblume
oder
Bienenfreund
genannt,
trifft man an Wegrändern, Böschungen und Fettwiesen an. Die Art kann durch ihre meist gefiederten Laubblät-
ter von der Wald-Witwenblume (
K. dipsacifolia
;
S. 189) unterschieden werden.
Unterscheidung von Kardengewächsen:
Die Gattung
Knautia
(
links
) besitzt zwei Reihen Hüllblätter sowie 8 bis
16-zipflige Blütenkelche, was besonders gut an verblühten Infloreszenzen zu erkennen ist. Die Kelche der Gattung
Scabiosa
(
S. 93, 229, 575;
Mitte
) enden in vier bis fünf langen, dunklen Borsten, außerdem hat der Köpfchen-
boden Spreublätter und lediglich eine Reihe Hüllblätter. Der
Teufelsabbiss
(
Succisa
;
S. 201, 575) verfügt über
verlängerte Spreublätter, hat aber keine vergrößerten Randblüten (
rechts
).
Die
Wilde Karde
(
Dipsacus fullonum
;
S. 573), die sich gut als Trockengesteck eignet, ist eine wärmeliebende
Ruderalpflanze. Von der Gattung findet man sechs Arten im Allgäu.
Die Pfahlwurzel der
Wegwarte
(
Cichorium intybus
;
S. 575), kultiviert auch bekannt als Zichorie, wurde ge-
röstet und gemahlen als Kaffeeersatz verwendet. Weitere Kulturformen der Wegwarte sind Chicorée und Radic-
chio. Die Blütenköpfchen bestehen ausschließlich aus Zungenblüten, deren fünf verwachsene Kronblätter einseitig
zu einer Zunge verlängert sind und mit fünf Kronzipfeln enden. Wie der Name bereits andeutet, findet man die
Pionierpflanze an Wegrändern, Ruderalstellen, auf Weiden und Äckern.
Auf Äckern und Getreidefeldern findet man die
Kornblume
(
Centaurea cyanus
;
S. 575), an Straßenrändern und
Schuttplätzen. Wegen effektiver Saatgutreinigung und„Unkraut“-Bekämpfung auf Äckern wird die Pflanze immer
seltener. Die sterilen Röhrenblüten am Rand sind auffallend vergrößert und dienen dem Anlocken von Insekten.
Auf trockenen Wuchsorten sowie auf offenen, feucht-lehmigen Standorten findet man häufig die nach der
Färbung der Blattunterseite benannte
Blaugrüne Segge
(
Carex flacca
). Bei dieser
verschiedenährigen
Segge
sitzen männliche und weibliche Blüten auf getrennten Ährchen, und zwar die männlichen Ährchen spitzenwärts,
die weiblichen darunter. Bei
gleichährigen
Seggenarten hingegen sitzen die männlichen Blüten im oberen Teil
und die weiblichen im unteren Teil derselben Ähre. Der dritte Fall sind
einährige
Seggen mit einem Ährchen am
Stängelende, das entweder ein- oder gemischtgeschlechtlich sein kann. Bei den
Sauergräsern
kommen fast aus-
schließlich eingeschlechtliche, bei den Süßgräsern nur zweigeschlechtliche Blüten vor.