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Pflanzen auf Schuttfluren undWegsäumen (9):
Die weißen oder rosa Blüten der
Acker-Winde
(
Convolvulus arvensis
;
S. 573) haben fünf radiale, rosa Seg-
mente an den Verwachsungsstellen der Kronblätter.
Die Blüten der verwandten
Gewöhnlichen Zaunwinde
(
Calystegia sepium
;
S. 579) sind wesentlich grö-
ßer und haben weiße Kronblätter. Die Gewöhnliche Zaunwinde überwuchert andere Pflanzen und kann diese
ersticken. Die Laubblätter beider Winden-Arten dienen den Raupen des wandernden Windenschwärmers (
Agrius
convolvuli
;
S. 443) als Nahrung. Der Nektar der Winden ist nur für Nachtfalter mit langem Saugrüssel erreichbar.
Auf der Suche nach einem geeigneten Substrat zum Festhalten und Emporwinden bewegen sich die Sprossspitzen
der Winden kreisförmig entgegen dem Uhrzeigersinn. Ein Verwandter aus den Tropen ist die Süßkartoffel (
Ipomoea
),
die wegen ihrer Blütenpracht als Zierpflanze kultiviert wird.
Die
Acker-Glockenblume
(
Campanula rapunculoides
;
S. 575) wächst halbruderal an Straßenrändern,
kommt aber auch auf Bergwiesen vor.
Beim Trocknen des
Echten Steinklees
(
Melilotus officinalis
;
S. 568) entsteht ein wohlriechendes und ent-
zündungshemmendes
Cumarin.
Die Pflanze riecht süßlich nach Honig, daher der Gattungsname, abgeleitet
vom lateinischen Wort
mel
für Honig. Sie gedeiht auf sonnigen, kalkhaltigen Stellen an „Unkraut“-Fluren, Wegrän-
dern, Kiesgruben, Steinbrüchen, Ufersäumen und Schuttplätzen.
Der nah verwandte, bis zu 150 Zentimeter lange
Hohe Steinklee
(
M. altissimus
) bewohnt feuchte Ruderal-
standorte. Häufig kann auch der Weiße Steinklee (
M. alba;
nicht abgebildet) im Allgäu angetroffen werden.
Die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatete
Futter-Esparsette
(
Onobrychis viciifolia
;
S. 572) wird
zwar nicht im Allgäu angebaut, kann aber, da Bestandteil von Grassamenmischungen, entlang von begrünten
Straßenböschungen und Bahndämmen angetroffen werden.
Die
Bastard-Luzerne
oder
Bastard-Schneckenklee
(
Medicago x varia
;
S. 574), eine mehrjährige Hybride
zwischen der Luzerne (
M.
sativa
) und dem Sichelklee (
M.
falcata
), hat blauviolette oder gelblich-weiße Blüten
und den für die Gattung typischen
Medicago
-Zahn, eine Fortsetzung der Mittelrippe. Wie der Namensbestandteil
varia
bereits andeutet, sind die Pflanzen sehr variabel in Wuchshöhe und der Blütenfarbe, die von weiß über gelb,
grün, oliv, blau bis hin zu violett-schwarzen Farben variieren kann. Pflanzen mit verschiedenen Blütenfarben gehö-
ren immer zu
M. x varia
. Die Pflanze wird häufig zum Begrünen von Straßenrändern verwendet oder als Futterpflan-
ze angebaut.
Die
Vielblättrige Lupine
(
Lupinus polyphyllus
;
S. 574), die ursprünglich aus Nordamerika stammt, wurde als
Zierpflanze und Wildfutter kultiviert und kann nun verwildert als Kulturfolger auf ruderalen Standorten ange-
troffen werden. Die Lupine ist einer der häufigsten
Neophyten
Deutschlands. Die auffälligen Schmetterlingsblüten
werden von Hummeln und Schmetterlingen bestäubt.
Weit verbreitet an Straßenrändern und anderen ruderalen Standorten der unteren Lagen ist der Schweden-Klee
oder Bastard-Klee (
Trifolium hybridum
;
S. 572).
Die eingebürgerte
Rosen-Malve
(
Malva alcea
;
S. 571), auch
Sigmarskraut
genannt, kommt ruderal an
Straßenrändern, Böschungen und Kiesgruben vor, wird aber auch in Gärten kultiviert.
Die
Moschus-Malve
(
M. moschata
;
S. 571) ist eine Verkehrsbegleiterin, die sich im Allgäu immer mehr auf
nährstoffreichen, trockenen Böden ausbreitet. Von der Gattung findet man sechs Arten im Allgäu.
Das
Gewöhnliche Seifenkraut
(
Saponaria officinalis
;
S. 571), hier mit gefüllter Blüte, ist ein typisches
Nelken-Gewächs. Die Pflanze enthält im Rhizom
Triterpen-Saponine,
wird deshalb seit langer Zeit kultiviert
und als Seifenersatz und Expektorans bei Husten und Bronchitis verwendet.