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Das Märchen von der Hexe
Du kennst sicher Geschichten oder Märchen, in denen von so genannten „Hexen” die Rede
ist. Sie können meist zaubern und auf dem Besen fliegen. Sie locken Kinder in ihr Haus,
treffen sich bei Vollmond mit anderen Zauberinnen im Wald und brauen geheimnisvolle Kräu-
tertränke. Oft haben diese alten und hässlichen Frauen auch auf ihrem Buckel eine schwarze
Katze sitzen, eine Warze im Gesicht oder ein Rabe hockt am Fenster ihres Hexenhauses.
Wie aber ist der Begriff „Hexe” entstanden und warum wurden so viele Geschichten mit
solchen Zauberinnen erfunden? In alten Zeiten waren vorwiegend Frauen zuständig für die
Krankenbehandlung und Krankenpflege. Sie waren im heutigen Sinne Ärztin, Apothekerin
und Krankenschwester in einer Person. Sie reinigten und versorgten Wunden, behandelten
Stauchungen und Quetschungen, stellten Diagnosen bei inneren Krankheiten und bemühten
sich, entsprechende Heilmittel herzustellen.
Außerdem sammelten sie die hiefür nötigen Heilkräuter und –wurzeln im eigenen Garten.
Weil das Hinzuziehen eines Arztes der armen Landbevölkerung oder den ärmeren Städtern
damals zu teuer war, übernahmen solche „weisen Frauen”, das sind Frauen, die über ein spe-
zielles Wissen verfügen, die Krankenbehandlung oder auch die Geburtshilfe. Manchen dieser
heilkundigen Frauen sagte man nach, sie würden zaubern und so Krankheiten „wegnehmen”
oder „auslösen” können.
Während sich das Christentum in Europa immer mehr verbreitete, kamen auch immer mehr
Ängste gegen uralte heidnische Bräuche auf, zu denen auch dieses Heilen durch Frauen ge-
hörte. Man begann zu behaupten, sie seien böse Zauberinnen und würden den Menschen
mit ihrem magischen Gebräu Schlechtes wollen. Ab Ende des 15. Jahrhunderts wurden sie
als Hexen in fast ganz Europa verfolgt. Keine Frau war sicher, jede konnte in den Verdacht
geraten, mit dem Teufel im Bunde zu sein und nachts auf Besen zu fliegen. Tausende kamen
wegen Zauberei vor Gericht und wurden zum Tode verurteilt. Viele Frauen, ob jung oder alt,
wurden gefangen genommen und durch schlimme Quälereien dazu gebracht zuzugeben,
dass sie böse Zauberinnen seien, was natürlich nicht stimmte. Nach diesen Folterungen wur-
den sie öffentlich hingerichtet.
In jener Zeit des finstersten Mittelalters, im 12. Jahrhundert, als die Hexenverfolgungen
begannen, wurden auch die Märchen und Sagen erfunden. Und in diesen Geschichten kann
man jenen Ängsten vieler damaliger Menschen begegnen. Die heutigen Hexen wie Bibi
Blocksberg, die Zauberinnen aus der Fernsehserie „Charmed” und Harry Potter haben nicht
mehr viel mit den Hexen von damals zu tun. Der Begriff der Hexe hat hier seine frühere
negative Bedeutung verloren.
Quelle:
(verändert)
Deutsch
Jahrgangsstufentest 2009 - Kurzfassung
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Mit Zaubermitteln wie Kräutern und Tie-
ren, durch Zaubersprüche und Flüche
oder durch den „Bösen Blick” konnten
Hexen angeblich Menschen und Tiere
schädigen und töten. Man warf ihnen
auch vor, dass sie Hagel, Gewitter,
Sturm oder Kälte herbeirufen können.
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