Seite 30-31 - Lechrain gesamt

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lation sogar drei endemische Arten, d.h. sie kommen weltweit nur im Ammersee vor:
Kilch (Coregonus bavaricus), Tiefensaibling (Salvelinus evasus) und der erst 2010 ent-
deckte bzw. wissenschaftlich beschriebene Ammersee-Kaulbarsch (Gymnocephalus
ambriaelacus). Die Menschen des Ammerseelandes suchten jahrhundertelang ihr Aus-
kommen in der Fischerei, der Waldwirtschaft oder in der kargen Landwirtschaft. Das
Westufer des Ammersees wurde deshalb als „Bauernufer“ und der Ammersee als „Bau-
ernsee“ bezeichnet. Manchmal wurde er auch„Klostersee“ genannt. Anfang des letzten
Jahrhunderts entdeckten Landschaftsmaler den Ammersee und ließen sich hier nieder
(siehe Seite 46, 71, 93).
Bis heute hat der Ammersee sein natürliches Aussehen bewahren können, da seine Ufer
vor exzessiver Bebauung geschützt wurden. Gleichwohl gibt es an vielen Stellen des
Sees Gelegenheiten für Sommerfrische, Baden oder Segeln: kleine Buchten mit Boots-
stegen oder Stränden, dazwischen liegen schilfgeschützte Ufer. Man muss auch nicht
lange suchen, bis man eine Möglichkeit zur Einkehr und Erfrischung (Jausenstationen,
Biergärten, Cafes und Hotels) findet. Das Westufer mit den Orten Schondorf, Utting und
Dießen ist ein naturnahes Gebiet für Individualisten, die ihren Urlaub gerne abseits vom
Trubel auch einmal in Beschaulichkeit und Ruhe genießen wollen. Hier gibt es auch
schöne Strandbäder mit Liegewiesen. Zwischen West- und Ostufer fahren vom Früh-
ling bis in den Herbst hinein die Dampfer der Bayerischen Seenschifffahrt. Dampfer-
rundfahrten bieten überall Gelegenheit zum Anlegen. Mit dem Fahrrad den ganzen
Ammersee zu umrunden ist ein großes Erlebnis, wenn auch auf der Ostseite etwas an-
strengend, denn dort kann man - teils wegen der Bebauung oder der Topografie (Steil-
ufer), teils als Tribut an den Naturschutz - nicht immer am Ufer fahren. Mit dem Schiff
kann man aber die Route abkürzen und die Tour so besser genießen. Die MS-Herrsching
braucht etwa eine halbe Stunde von Utting nach Herrsching.
„Immer wieder endetenmeine größeren Fahrten und Ausflüge amAmmersee. Der See war für mich der
Inbegriff von Ferien und Erholen; mit Baden, Sonnen und im Boot liegen, Nachsinnen und Ausdenken
verbrachte ich Stunden und Tage. Viele Fäden der Erinnerung verbinden so mein Werk und meine
Arbeit mit ‚meinem See’.“
(Carl Orff )
Sammeln von Pilzen und Beeren sowie Pflücken von Blumen
Es erfüllt uns zu Recht mit Stolz, Marmelade aus selbst gesammeltenWaldfrüchten oder
ein leckeres Pilzgericht aus frischen Zutaten aus dem Wald herzustellen. Die Frage ist,
ob eine nachhaltige Entnahme angesichts der wachsenden Zahl von Sammlern ge-
währleistet ist. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass der Mensch mit den Tieren
des Waldes um die oft knapp bemessenen Nahrungsressourcen konkurriert. Um die
Entnahme auf ein vernünftiges Niveau zu beschränken, dürfen Wildfrüchte und Pilze
in Deutschland nur für den Eigenbedarf gesammelt werden, ein Verkauf ist nicht ge-
stattet. Geht man zum Sammeln, so sollte man nur die Menge mitnehmen, die man
tatsächlich zu konsumieren in der Lage ist. Giftige, alte, ungenießbare oder unbekannte
Pilze lässt man stehen und zerstört sie keinesfalls.
Entnommen aus: Schneider Michael, Naturgeschichte Allgäu
Pilze zwischen Ammersee und Lech
Der Satanspilz (Boletus satanas), ist unter alten
Buchen und Eichen zu entdecken, er ist aber giftig.
Der Fransige Wulstling (Amanita strobiliformis), ist
an ähnlichen Standorten zu finden, er gilt als essbar.
Ein herrlicher Anblick ist die Schleiereule (Cortinarius
praestans,) auch sie ist in alten Laubwäldern zu fin-
den und wäre ebenso essbar.
In der schönen Hügellandschaft zwi-
schen dem Ammersee und dem Lech
finden wir noch relativ weitläufige und
zusammenhängende Waldflächen. Es
sind, wie fast überall, Wirtschaftswälder,
die seit jeher mehr oder weniger inten-
siv genutzt werden. Neben reinen Fich-
tenmonokulturen sind aber auch noch
weitläufige Mischwälder und reine
Laubholzbestände anzutreffen. Neben
vielen anderen Baumarten finden sich
noch stattliche Rotbuchen und Eichen.
Die in diesem Gebiet, zum größten Teil
auf kalkigem Untergrund wachsen-
den Wälder haben teils submontanen,
manchmal aber auch fast montanen
Charakter. Wir bewegen uns zwischen
500 und 600 m über NN.
Die klimatischen Verhältnisse werden
durch den Ammersee und Lech beein-
flusst und dadurch können sich für den
Pilzfreund an wärmebegünstigten Stel-
len, interessante Pilzfunde einstellen.
Viele Menschen durchsuchen diese
Wälder nach Speisepilzen. Doch neben
Steinpilzen und Maronenröhrlingen
sind noch so manche Pilzschönhei-
ten und Raritäten zu bewundern, so
beispielsweise der Satansröhrling, der
Fransige Wulstling oder die Schleiereu-
le, alle drei Arten sind in den Roten Lis-
ten aufgeführt.
Helmut Grünert, Gilching
Pilzsachverständiger der Deutschen
Gesellschaft für Mykologie und Buchautor
Weitere Informationen (z. B. Termine für Pilzwanderungen) finden Sie unter:
www.pilzteam-bayern.de
Pilze reagieren sehr sensibel auf Umweltveränderungen. Pilzstandorte sind nicht nur
durch Übersammlung, sondern auch durch Überdüngung, durch Schadstoffeinträge
über die Luft und durch intensive Holznutzung gefährdet.