Seite 40-41 - Lechrain gesamt

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Der Herrschaftsmittelpunkt der welfischen Herzöge lag bei der Burg und dem Dorf
Kaufering. Hier starb 1120 Herzog Welf II. Der ihm später nachfolgende Herzog Welf VI.,
Herzog von Tuszien und Spoleto, war ebenfalls am Lechrain mit der Burg Peiting im Sü-
den reich begütert. Sein Neffe Heinrich der Löwe traf in einer Auseinandersetzung mit
dem Bischof von Augsburg eine handelspolitisch wichtige Entscheidung: Er verlegte
kurzerhand den Lechübergang der Salzstraße von Kaufering weiter südlich zum Dörf-
lein Phetine (Pfetten). Dort entstand um 1160 die „Landespurc“, das spätere Landsberg
(Seite 181, 190).
Der Lechrain, eine Landschaft, wo die Ruhe ihre Anker hat.
Auf die Welfen folgten 1190 die Staufer im Lechrain, die mit der Burg Haltenberg am
Lech ihre Spuren hinterließen. Ihr Besitz fiel nach der Enthauptung des letzten Stau-
fers Konradin in Neapel 1269 an dessen Onkel, den Wittelsbacher Herzog Ludwig von
Bayern. Unter den Wittelsbachern entstanden die Landgerichte Landsberg, Schongau,
Rauhenlechsberg und Mering. Jetzt hatten die wittelsbachischen Landesherren die
Stammesgrenze auch zur Landesgrenze gemacht. Der heutige Landkreis Landsberg ist
also in seiner jetzigen räumlichen Ausdehnung schon in dieser Zeit angelegt worden.
Die unter den Wittelsbachern gebildete Grenze hatte immerhin bis 1803 Bestand. Aber
bis heute verläuft hier die historische bayerisch-alemannische Sprachgrenze, wo sich
die schwäbische und bayerische Mundart begegnen.
3 | Ein Juwel im Verborgenen
Rund um den Diessener Schacky-Park zum Marienmünster
Ihr Wälder, ihr belaubten Gänge, und du, Gefilde, stille Flur!
Zu euch entflieh ich vom Gedränge, o Schauplatz prächtiger Natur!
(Johann Peter Uz)
Der Schacky-Park am südlichen Ortsende von Dießen ist der einzige Landschaftspark am
Westufer des Ammersees und entstand um 1900. Lange Zeit war er in Vergessenheit gera-
ten, bis man ihn 2005 aus dem Dornröschenschlaf erweckte. Der Name des Parks geht auf
seinen Gründer, Baron Ludwig von Schacky auf Schönfeld, zurück. Die Gemeinde Dießen
pachtete den Park von den Vinzentinerinnen, die ihn vor allem landwirtschaftlich genutzt
hatten. Dank eines sehr aktiven Fördervereins, der sich um die Erhaltung dieses geschützten
Naturdenkmals kümmert, ist dieser einzigartige Landschaftspark mittlerweile für alle Inter-
essierten nutzbar. Als 1999 der Damm des im Park künstlich angelegten Sees brach, war der
Park endgültig seiner Seele beraubt worden. Der Seegrund wurde von Schlamm befreit, das
Sperrwerk repariert und der Seerandmit einemneuen Dammversehen. Jetzt kannmanwie-
der an seinen Ufern träumen und auf den romantischen Wegen des Parks spazieren gehen.
In den Sommermonaten finden auf dem Parkgelände Musik- und Schauspielaufführungen
statt. Langsam kehrt wieder ein wenig der Glanz früherer Jahre zurück. Auch wenn im Lau-
fe der Jahre vieles durch Unachtsamkeit verloren gegangen ist, verzaubert der Park auch
heute noch jeden Besucher mit dem Charme seiner romantischen Wildheit, alten Bäumen
und zauberhaften Gestaltungselementen. Besonders das Innehalten ist wichtig, denn erst
beim langsamen Blick in die Runde können wir die Seele eines Parks ganz erfassen und seine
Einzelheiten erkennen. Wir verbinden uns mit dem Park, weil die erschauten Ruhebilder in
unserer Seele einen Anker finden. So wie unser Handeln auf die Natur wirkt, so beeinflusst
die Natur unser Denken und Fühlen. Denn was wir sehen, legt sich auf unsere Seele. Das ist
wohl das Geheimnis, weshalb Orte wie dieser zum Erlebnis werden. Wir können Natur also
regelrecht „als Heilmittel tanken“ und dort das Schöne suchen. Wenn wir dies erkennen, ist
das Geheimnis gelüftet, das uns glücklich und zufrieden macht.
Der Schacky Park in Dießen.
Ein wiederentdecktes Paradies