Seite 48-49 - Lechrain gesamt

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Ehem. Kornspeicher: Der sog. Traidtkasten wurde zu einem Festsaal umgebaut. Die al-
ten, noch handbehauenen Eichenbalken geben diesem Kornspeicher eine besondere
Wärme. Die farbenfrohen Bilder sind mit Leuchtkraft und Phantasie gemalt und zeigen
viele Szenen aus dem Leben des einfachen Volkes. Das Deckengemälde ist daher auch
ein Stück Heimatgeschichte.
Fischereiwesen: Die Fischerei bildet seit Jahrhunderten eine wichtige Einnahmequelle
für mehrere Dießener Familienbetriebe. Die Dießener Fischer waren so bekannt, dass sie
sogar den Münchner Hof belieferten. Die Rechte und Pflichten der Fischer auf dem Am-
mersee waren schon im Mittelalter mit den bayerischen Herzögen ausgehandelt und
festgeschrieben worden. Veranstaltungen wie z.B. das alljährliche Fischerstechen oder
der Fischbrunnen sowie viele Hausmalereien in Dießen erinnern auch heute noch an
die Tradition Dießens als Fischerort. Die Fischerei Gastl in Dießen kann auf 16 Generati-
onen zurückblicken, die dem Gewerbe treu geblieben sind. Fische aus dem Ammersee,
frisch oder geräuchert, gibt es in reicher Auswahl beimWasserfall im Ortsteil Fischerei.
Ehem. Klosterkirche St. Johann: Das 1584 gegründete Kloster wurde 1777-1780 von
Probst Berthold II. Wolf (1755-97) neu erbaut. Baumeister war Franz Anton Kirchgräbener
(1740-1800). Der Bildhauer Thomas Scheidhauf (1735-1807) schuf die Altäre. Am oberen
Ende des Friedhofs steht das eindrucksvolle Mausoleum der Familie von Schacky.
Die ehem. Klosterkirche St. Johann in Dießen
Ateliers, wo sie das mitgebrachte Material zu Milieubildern oder Landschaftsgemälden
verarbeiteten. Die Freiluftmalerei war zu dieser Zeit noch in ihren Anfängen. Erst ab
1870 wählten einige Maler die Ammerseelandschaft zu ihrem Domizil. In der Zeit von
1877-1890, also noch vor Eröffnung der Bahnstrecke Weilheim-Schongau, verbrachten
zahlreiche junge Maler aus München die Sommermonate in Dießen. Man wohnte in
Fischerhäusern oder - wer es sich leisten konnte - in der Künstlerpension Hauser (Jahn-
straße). Während man tagsüber gewissenhaft arbeitete und sich künstlerisch betätig-
te, traf man sich des Abends in den Gasthäusern, um ausgelassen zu feiern. Besonders
beliebt war bei den Künstlern die Span’sche Klosterwirtschaft (heute Kloster der Vin-
centinerinnen). Eine Besonderheit in
Dießen war, dass auch junge Frauen,
die sonst nicht an den Akademien
zugelassen waren, hier Privatkurse
bei den Professoren nehmen konn-
ten. Man nannte sie aber abschätzig
„die Malweiber“. Romantische Maler
wie
Alexander Koester
(1864-1948)
liebten die Lichtspiegelungen auf
dem Ammersee und im Gefieder der
Wasservögel. Der Maler
Julius Seiler
(1873-1955) schätzte die Birkenallee
zwischen Dießen und Fischen über
alles und malte diese „wunderbare
Landstraße“ immer wieder in ver-
schiedenen Variationen.
Zu nennen wären hier noch viele Namen wie der von Fritz Winter (1905-1976), der als
Schüler von Paul Klee und Wassily Kandinski ein Wegbereiter der modernen Malerei
war. Nach Ausstellungsverbot und Kriegsgefangenschaft kam er nach Dießen zurück.
Noch während des Krieges schuf er hier 1944 sein Werk „Die Triebkräfte der Erde“, das
als eines der Schlüsselwerke der Nachkriegskunst gilt und heute in der Pinakothek der
Moderne in München zu sehen ist. 1961 entstand sein Atelierhaus in Dießen.
ThomasTheodor Heine
(1867-1947), der berühmte Zeichner des Simplicissimus, demdas
Grundstück des heutigen Augustinums gehörte, malte als junger Maler gerne Ammersee-
bilder und blühende Zwetschgenbäume. Als Jude musste er 1933 vor den Nazis fliehen.
SeinWohnhaus wurde 1972 abgerissen. Man hat ihm dort im Park ein Denkmal gesetzt.
Carl Orff
, der berühmte Komponist, lebte und wirkte in Dießen von 1955 bis zu seinem
Tod 1982. In dieser Zeit komponierte er dieWerke„Prometheus“ und„De temporum fine
comoedia“ und arbeitete an einer Dokumentation seiner Werke.
Carl-Orff-Museum:
Das Museum erklärt in vielen Tafeln und in einer Videodokumentation die Person, das
Leben, Entstehungsgeschichte und Inhalt der Werke des großen Komponisten. Das Mu-
seum wendet sich vor allem auch an junge Menschen, um ihnen das sog. „Schulwerk“
des Komponisten näherzubringen. Das Erfinden von Musik, zu dem er die Jugend anre-
gen wollte, war Orff ein großes Anliegen.
Ferner weilten die Dichter
Otto Julius Bierbaum, Hermann Stahl
und
Heinz Piontek
in
Dießen.
Kunsthandwerk und Töpfern hat in Dießen Tradition
K
ünstler
in
D
iessen
:
Die schöne Lage Dießens am See hat viele Künstler angezogen. Auch wenn Kunsthis-
toriker der Meinung sind, dass der Ammersee keine Kunstlandschaft mit einem eige-
nen Regionalstil hervorgebracht hat, war die Ausstrahlung dieser Landschaft auf die
Künstler dennoch so stark, dass hier viele bedeutende Kunstwerke entstanden sind. Die
romantische Suche nach dem unverfälschten, von der Zivilisation nahezu unberührten
Landleben zog schon Anfang des 19. Jhs. freischaffende Künstler wie
Carl Spitzweg,
Wilhelm von Kobell
und
Eduard Schleich
an den Ammersee, wo sie ihre Motive fan-
den und Skizzen anfertigten. Sie kehrten dann aber wieder heim in ihre städtischen