Seite 46-47 - Lechrain gesamt

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Mechthildis-Fresko: Auf dem Haus Nr. 10 in der Dießener Herrenstraße ist auf einem
Wandgemälde der Einritt der seligen Mechthildis in das Kloster Dießen eindrucksvoll
festgehalten (siehe Seite 53).
Seepromenade: Vom Dampfersteg an der Seepromenade hat man einen schönen Blick
auf die herrliche Landschaft sowie den Segelclub. Die 1928 gegründete Segelschule
besitzt das Segelschiff Albatros, das ein Geschenk des russischen Zaren an den würt-
tembergischen König Wilhelm II. war.
Hedwig-Gedenkstein: Am Seeufer steht ein Gedenkstein zur Erinnerung daran, dass hier
die hl. Hedwig, † 1243, Tochter Bertholds IV. von Andechs-Meran und dessen zweiter
Frau Agnes, als junges Mädchen von 12 Jahren Abschied nahm, um zu Herzog Heinrich
I. von Schlesien zu reisen, dem sie zur Ehe versprochen war. Damals lebten die Andech-
ser Grafen noch auf ihrer Stammburg auf dem Schatzberg (siehe Seite 53), später siedel-
ten sie dann auf den Andechser Berg am gegenüberliegenden Seeufer um. Hedwig war
ein „Baustein“ im machtpolitischen Streben ihrer Familie, ebenso wie ihre Schwestern
Agnes und Gertrud. Agnes wurde mit dem französischen König Philipp II. August und
Gertrud mit dem ungarischen König verheiratet (sie war die Mutter der hl. Elisabeth von
Thüringen). Hedwig gebar ihremManne sieben Kinder und setzte sich für die Festigung
des christlichen Gedankengutes in ihrem Land ein, indem sie Frauenklöster gründete
und auch Männerorden bei Klosterneugründungen half. Sie setzte sich aufopfernd für
Arme und Kranke ein. In Polen wird Hedwig deshalb bis heute hoch verehrt und gilt als
die größteWohltäterin des polnischen Volkes im 13. Jh. in Schlesien. Schon 1267 wurde
sie von Papst Clemens IV. heiliggesprochen. Sie wird als Nonne mit einer Krone, barfuß
ihre Schuhe in den Händen tragend, dargestellt.
Spitzenleistung des Barock. Das Marienmünster Dießen
Marienmünster: Die ehem. Klosterkirche der Augustinerchorherren ist die größte Se-
henswürdigkeit des Ortes. Das bereits aufgeführteMauerwerk einer von seinemVorgän-
ger begonnenen Kirche ließ der kunstsinnige neue Probst Herkulan Karg niederreißen
und in den Jahren 1732
bis 1739 durch den Ba-
rockbaumeister Johann
Michael Fischer eine
neue Kirche errichten.
Für die Ausstattung be-
rief er die Spitzenkräfte
seiner Zeit, was ihm den
Ruf eines Verschwenders
einbrachte. Leider ist der
Idealplan seines Klosters
verloren gegangen. Ver-
mutlich sah dieser im
Anschluss an die Seiten
der Klosterkirche zwei
Flügeltrakte vor, die den
Klosterhof mit Torbau-
ten abschließen sollten,
aber nicht mehr zur Aus-
führung kamen.
Innenraum: Man betritt die Kirche durch ein schönes schmiedeeisernes Gitter und blickt
auf den prächtigen Hochaltar, der sofort eine starke Wirkung ausübt. Der Entwurf des
Altars stammt von Francois Cuvilliés; die Altarbilder lassen sich durch andere Szenen
der Heilsgeschichte austauschen (theatrum sanctum). Daneben gibt es zehn Seitenaltä-
re von berühmten Meistern, u.a von Johann Baptist Straub, der auch die Kanzel fertigte.
Die hervorragende Ausstattung mit Altargemälden von Tiepolo und Pittoni, die Petrus-
statue von Erasmus Grasser und die schönen Zunftstangen runden das Bild eindrucks-
voll ab. Die Stuckaturen schufen die berühmten Wessobrunner Meister Johann Georg
Üblhör und die Brüder Franz Xaver und Johann Michael Feuchtmayer.
Die Deckengemälde des Augsburger Akademiedirektors Johann Georg Bergmüller zei-
gen die Stiftung des Klosters 1132 durch Graf Berthold I. von Dießen und Graf Otto II.
von Wolfratshausen. Im Mittelteil sehen wir die Verherrlichung der Muttergottes und
auf einem weiteren Fresko den Eintritt der seligen Mechthildis in das Frauenkloster St.
Stephan (siehe Spezialthema unten). Das östliche Gewölbejoch zeigt die Gründung des
Klosters St. Georgen im Jahre 815 durch den hl. Rathard und der Chorraum bietet die
Selbstdarstellung einer Adelsfamilie besonderer Art: es werden 28 Heilige und Selige
des Dießener Grafengeschlechtes gezeigt, die sich um Christus versammeln.
St. Stephanskirche: Die heutige Kirche neben demMünster diente ursprünglich als Pfer-
destation des Klosters. Nachdem sie zur Ruine heruntergekommen war, entstand in der
uralten, ehemaligen Klosterstallung die moderne und fast doch romanisch wirkende
Winterkirche St. Stephan.
Das Deckenfresko hat die Gründungsgeschichte
des Münsters zum Thema