Seite 58-59 - Lechrain gesamt

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5 | Wo die Seele befreit über den
Ammersee fliegt
Von Dießen über St. Alban und Bierdorf nach Riederau
Wolken, leise Schiffer fahren, über mir und rühren mich
Mit den zarten, wunderbaren, Farbenschleiern wunderlich.
(Hermann Hesse)
Schöne Seeblicke, herrliche Birkenalleen und verträumte Wege über Kuhweiden erwarten
uns auf dieser Wanderung, die uns am Ende fort vom See in ruhigere ländliche Gefilde ent-
führt. Das Kloster St. Alban mit seiner alten Geschichte liegt nahe der römischen Straße, die
bis ins hohe Mittelalter eine wichtige Verbindungsader mit Italien war. Wer hier alles schon
vorbeizog, Kaiser, Soldaten, Prälaten, Kaufleute, Mönche und Pilger, und wie viele von ihnen
im Kloster St. Alban Quartier machten, wissen wir nicht. Aber dass viele Menschen in ihrer
Not und zum Dank hierher zum hl. Alban wallfahrteten, kann man an dem großen Bild an
der Emporenbrüstung erkennen.
Warum heute wieder so viele Menschen dem Pilgern etwas abgewinnen können, ist nicht
einfach zu beantworten. Für die einen ist es der Versuch einer tastenden Suche nach einer
neuen Religiosität in einer sinnentleerten Zeit, andere wollen einfach dem „Rundlauf ihres
Hamsterrades“ entfliehen. Unser heutiges Dasein ist sehr schnelllebig, komplex und viel-
schichtig geworden. Die Seele erhält keine Möglichkeit mehr, sich zu sammeln. Dazu gibt
es heute jedoch reichlich Gelegenheit. Unser Weg ist zwar kein Pilgerweg, aber ein Angebot,
umwieder neue innere Orientierung zu finden.
W
egbeschreibung
Weg nach Romenthal
Vom Bahnhof in
Dießen
geht
man links durch die Unterführung
und bei den malerischen Boots-
häusern vorbei am See entlang
in Richtung St. Alban (Wegzei-
chen „Jakobsweg“). Der idyllische
Weg gibt hin und wieder den Blick
auf den See frei, dann kommt
eine schöne Birkenallee, bis man
plötzlich vor der direkt am Seeufer gelegenen
Klosterkirche von St. Alban
steht. Nachdem wir das Innere der meist geöffneten ehemaligen Wallfahrtskir-
che bewundert haben, folgen wir der Straße nach links und erreichen bald die
St 2055. Hier noch ein Stück links, dann beim Parkplatz über die Straße, kurz da-
nach rechts in die „Georg-Gröbl-Straße“ einbiegen und links dem Alleeweg nach
oben folgen, der weiter oben „Romenthal“ heißt. Am oberen Ende sieht man ein
Gutsgebäude der ehemaligen Klosterschwaige
Romenthal
hervorlugen. Betritt
man das Gut, liegt links eine idyllische Obstbaumwiese, rechts hinter Bäumen die
St. Anna-Kapelle
, die sich erst zu erkennen gibt, wenn man sie umrundet hat
(Schlüssel im Hof ). Jetzt geht es geradeaus den Berg hinunter über eine Brücke und
durch einen schattigen Hohlweg am Bach (Sankt-Alban-Graben) entlang immer gera-
deaus nach oben, dann hinaus ins Freie und am Rande desWaldes immer weiter nach
oben. Kurz vor der Straße macht der Weg eine Rechtsbiegung, hier auf dem Haupt-
weg rechts durch den Wald, dann tritt man heraus und hat über weite Wiesen einen
wunderschönen Ammerseeblick. Im Nachmittagsschatten am Waldrand folgen wir
dem Panoramaweg, der bald nach rechts schwenkt und bergab führt. Unten, beim
gelben Haus in Lachen, geht es an der Birke links über Wiesen nach Bierdorf. Die Ge-
markung heißt hier
Gassenäcker
. Hier bietet sich wieder ein schöner Blick auf den
See und das neue Ammersee-Gymnasium. Gegenüber, auf dem Berg am anderen
Seeufer, steht die Kirche des Klosters Andechs hoch über dem Land. Nun überqueren
wir einen Bach und sehen die ersten Häuser von Bierdorf vor uns. Im Ort wenden wir
uns nach links, dem Zeichen des Ammersee-Höhenweges nach, erreichen bald ein
großesWiesengelände und gehen auf die kleine
Kapelle Unsere liebe Frau
zu. Wie-
der überqueren wir einen Bach und erreichen die ersten Häuser von
Bierdorf
, die
von Kuhweiden umgeben sind. Hier nun rechts die Straße hinunter, man unterquert
die Staatsstraße durch eine Unterführung und geht nach dem Bahnübergang rechts
in Richtung Ammersee-Gymnasium zur Bahnstation. Man kann aber auch das letzte
Wegstück von St. Alban nach Dießen zu Fuß zurückgehen.
Alternative: Wer in Bierdorf noch Lust zum Weitergehen hat, geht im Ort links und
dann gleich wieder rechts nach Riederau. Unter alten Eichen geht es über Weiden
auf einWäldchen zu, dahinter tauchen die ersten Häuser von Riederau auf. Durch das
Neubaugebiet von
Riederau
kommt man zur Kirche St. Canisius, dann durch den
Park nach unten zum See, wo der Bahnhof liegt. Rückkehr von hier mit der Bahn nach
Dießen.