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Pflanzen der alpinen Schuttfluren (1):
:
Weiße Pestwurz
(
Petasites albus
;
S. 579)
Die kalkliebende
Alpen-Pestwurz
(
P. paradoxus
;
S. 573) hat dreieckige, an der Unterseite stark filzige Laub-
blätter, Stängel mit rötlichen Schuppen und weniger Blüten und Blütenköpfchen als die ebenfalls rot blühende
Gewöhnliche Pestwurz (
P. hybridus
;
S. 187).
Der Gattungsnamedes
Huflattichs
(
Tussilagofarfara
;
S. 569) lässt schonauf seine schleimlösendeWirkungbei
Husten (lat.
tussis
) schließen.
Vergleich junger Laubblätter (Oberseiten oben im Bild, Unterseiten darunter) von Gewöhnlicher Pestwurz, Wei-
ßer Pestwurz und Huflattich. Die Oberseite von jungen Huflattichblättern ist mit einemfilzigen Belag überzogen,
der früher als Zunder Verwendung fand. Die herzförmigen Laubblätter dieser Art sind viel kleiner als ausgewachsene
Pestwurzblätter, die einen Durchmesser von 50 Zentimetern erreichen und bei der Gewöhnlichen Pestwurz, deren
Blattstiele oft rot überlaufen sind, sogar noch größer sein können. Charakteristisch sind ferner der doppelt gezähn-
te Rand sowie die filzige Unterseite der Weißen Pestwurzblätter, die zu einer Rosette angeordnet sind. Schließlich
sind die Blattzähne des Huflattichs schwarz, die der
Petasites
-Arten hingegen nicht. Die Laubblätter aller drei Arten
erscheinen erst nach der Blüte. Pflanzen dieser beiden Gattungen enthalten leberschädigende
Pyrrolizidin-Alka-
loide
. Pestwurzblätter werden im Allgäu als
„Krottenblätter“
bezeichnet, wobei der Begriff„Krott“ entweder Kröte
oder Bruch- bzw. Auenwald bedeutet. Sowohl Huflattich als auch Pestwurz sind typische Schuttstrecker.
Der schuttstauende
Weiße Alpen-Mohn
(
Papaver alpinum
subsp.
sendtneri
§; DW), eine der vier im Allgäu vor-
kommenden Mohnarten, ist selten und wächst schwerpunktmäßig auf Bergen der Hornbachkette, Hochvogel
und Leilachspitze.
Typische
Huflattich-Pestwurzflur
Die genügsame und immergrüne
Silberwurz
(
Dryas octopetala
;
S. 577), ein typischer Schuttdecker, kann
angeblich ein Alter von hundert Jahren erreichen. Die Pflanze gehört zu den Rosen-Gewächsen und hat, wie
der Artname
D. octopetala
bereits andeutet, acht Kronblätter und niederliegende, verholzte Triebe. Die Blattunter-
seiten sind als Verdunstungsschutz filzig behaart („Silberwurz“). Die„perückenartigen“ Fruchtstände (
S. 85) ähneln
der Küchenschelle (
S. 95).
Der
Alpen-Hahnenfuß
(
Ranunculus alpestris
;
S. 577), hier in Gesellschaft mit dem
Silbermantel
(
Alchemilla
alpina
;
S. 234), kommt häufig auf zugewachsenem Felsschutt, Geröll, Felsrippen, in Schluchten, Tobeln und
entlang von Gebirgsbächen vor. Gämsen fressen die Laubblätter trotz ihres scharfen Geschmacks, der vom giftigen
und hautirritierenden Protoanemonin (
S. 183) herrührt.
Das seltene
Breitblättrige Hornkraut
oder
Kalkalpen-Hornkraut
(
Cerastium latifolium
;
S. 576) hat fünf
Griffel. Die Art kommt kaum unter 2.000 m ü NN vor und bevorzugt Felsschutt auf windexponierten Graten
und Gipfeln.
Der
Fetthennen-Steinbrech
(
Saxifraga aizoides
§;
S. 570) kommt auf feuchten Schuttflächen, Fels, Quellflu-
ren und in bewaldeten Schluchten der Tallagen vor.
Der
Berg-Spitzkiel
oder
Berg-Fahnenwicke
(
Oxytropis jacquinii
;
S. 574) bevorzugt als Standort Felsen,
Felsschutt sowie Magerrasen auf Kalk und Dolomit und kann zwischen 1.500 und 3.000 m ü NN, aber nur im
Tiroler Teil der Allgäuer Alpen, angetroffen werden.