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Pflanzen der Hochgebirgsrasen (5):
Das
Gemswurz-Greiskraut
(
Senecio doronicum
;
S. 569) kommt auf kalkreichen alpinen Magerrasen in ge-
ringen Individuenzahlen vor.
Wegen seiner intensiven hellorangen bis dunkelroten Blütenfarbe wird das
Orangerote Habichtskraut
(
Hiera-
cium aurantiacum
;
S. 569) auch als Gartenpflanze kultiviert. Die Art ist häufig auf Flyschbergen, kommt aber
auchauf ruderalenStandorten in tieferenLagenvor. Besonders imBereichder Blütenstände ist diePflanzevondichten,
schwarzen Härchen überzogen. Die Art bildet Hybridenmit dem
Mausohr-Habichtskraut
(
H. pilosella
;
S. 252). Im
Gegensatz zum
Gold-Pippau
(
Crepisaurea
;
S. 89) ist dasOrangeroteHabichtskrautmehrköpfigundhöherwüchsig.
Das
Lauferblütige Habichtskraut
(
H. stoloniflorum
;
S. 569) hat ähnliche Standortansprüche wie das Oran-
gerote Habichtskraut.
Alpiner Rasen mit
Arnika
(
Arnica montana
§;
S. 569), auch
Alpen-Wohlverleih
genannt, dahinter Großer
und Kleiner Wilder sowie die Höllhörner (DW). Die Pflanze hat häufig nur einen Blütenkopf und kreuzgegen-
ständige, breite Laubblätter im Gegensatz zum Wiesen-Bocksbart (
Tragopodon pratensis
;
S. 225). Extrakte der
Blüten werden äußerlich bei Verletzungen der Muskeln und Gelenke oder Schwellungen angewandt. In den Blüten
der Heilpflanze ist u. a. Helenalin enthalten, das bei manchen Menschen allergische Hautreaktionen, sowie bei ora-
ler Einnahme, beispielsweise von Arnikatee, Vergiftungserscheinung hervorrufen kann. Der Bedarf an Arnikablüten
für die Herstellung von Heilmitteln wird durch Importe aus den Karpaten gedeckt, da die geschützte Pflanze in
Deutschland nicht gesammelt werden darf und ihr Anbau sich als schwierig erweist. Alternativ wird der Anbau der
aus Nordamerika stammenden Wiesen-Arnika (
A. chamissonis
) versucht.
Die
Frühlings-Kuhschelle
oder
Frühlings-Küchenschelle
(
Pulsatilla vernalis
§§;
S. 577) ist in Bayern nur
auf der Höfats nachgewiesen, kommt aber im österreichischen Teil der Allgäuer Alpen, beispielsweise im Ifen-
gebiet, am Linkerskopf und an der Schochenspitze vor. Die Art bevorzugt kalkarme Grasberge und kann auf Gipfeln
und Graten, an Steilhängen, in Scharten und in Heidelbeersträuchern angetroffen werden. Die Behaarung der Pflan-
ze, die ihr den Namen
Pelzanemone
einbrachte, dient zur Isolation gegen extreme Temperaturen sowie intensive
Sonneneinstrahlung.
Die
Schwefel-Anemone
(
Pulsatilla alpina
subsp.
apiifolia
§;
S. 568; FG) ist eine Unterart der Alpen-Anemone
(
S. 95) und kommt auf schütter bewachsenen, kalkarmen und versauerten Böden vor. Wie die meisten
Hahnenfuß-Gewächse enthält sie das hautirritierende Protoanemonin (
S.183).
Die silbrig-glänzenden strahlenden Hüllblätter der
Silberdistel
oder
Kurzstieligen Eberwurz
(
Carlinaacaulis
§;
S. 578) sind hygroskopisch: Bei hoher Feuchtigkeit quillt und verlängert sich die untere Blattschicht stärker als
die obere, so dass sich die Hüllblätter nach innen wölben und über dem Blütenköpfchen schließen; bei Trockenheit
öffnet sie sich wieder. Der Namensbestandteil
acaulis
bedeutet „ungestielt“. Die Silberdistel bevorzugt Magerrasen
als Standort und ist wegen der späten Blüte eine der letzten Bienentrachten des Jahres.
Der
Pyramiden-Günsel
(
Ajuga pyramidalis
; DW) gedeiht auf sonnigen, alpinen Magerrasen und kommt meist
einzeln vor. Die rotviolett überlaufenen Hochblätter verstärken die Signalwirkung der Blüten und dienen diesen
als Schutz vor Regen und Sonne. Die Art bildet keine Ausläufer wie der Kriechende Günsel (
A. reptans
;
S. 243) aus.
Das
Heidekraut
(
Calluna vulgaris
;
S. 573), auch
Besenheide
genannt, kommt im Allgäu auf mageren Berg-
wiesen, am Rande von Hochmooren, Flussauen und an Waldrändern bis oberhalb der Baumgrenze vor. Der
langsam wachsende, verholzte Zwergstrauch kann mehrere Jahrzehnte alt werden und ist ein Säurezeiger. Die Be-
senheide wurde in Nordamerika eingeführt und gilt dort als Neophyt.
Die
Berg-Nelkenwurz
(
Geum montanum
;
S. 567) wird wegen der lang behaarten Früchte auch
Alpen-
Petersbart
genannt. Die Pflanze kommt auf mageren Rasen auf Flysch und Mergelböden vor.