Seite 218-219 - feste feiern gesamt

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Sterben/Tod/Trauer
Monatsmesse (eher auf dem Dorf noch üblich) und eine Jahresmesse als
Gedächtnisgottesdienst zu feiern.
In einigen Pfarrkirchen liegt ein
Totenbuch
aus, in dem die Sterbebilder
der Verstorbenen eingeheftet sind. Auch werden im folgenden Sonntags-
gottesdienst die Namen der in der letzten Woche Verstorbenen genannt
und diese in das Fürbittgebet eingeschlossen..
Als Zeichen der persönlichen Trauer kann man daheim ein Bild des
Verstorbenen aufstellen und davor eine Kerze entzünden. Durch
einen Grabbesuch und durch die Pflege und den Schmuck des Grabes
oder durch eine heilige Messe am Namenstag, Geburtstag oder
Todestag kann man die Verbundenheit mit dem Verstorbenen zeigen.
Marterl-Brauch
Bei einem Unfalltod ist es ein alter Brauch, an der Stelle, an der
jemand zu Tode gekommen ist, ein Marterl bzw. ein Kreuz zu errichten.
Dieser Brauch wird heute insbesondere bei tödlichen Verkehrsunfäl-
len gepflegt. Zumeist sind bei dem Kreuz Blumen und ein Grablicht.
Marterl für eine
tödlich verunglückte junge Frau
Marterl für einen tödlich
verunglückten Grundschüler
Sterben/Tod/Trauer
Seit die Kirche in den 60er Jahren das Verbot der
Feuerbestattung
aufgehoben hat, nimmt die Urnenbeisetzung immer mehr zu; meist aus
praktischen Gründen, um den Hinterbliebenen Kosten und die Grab-
pflege zu ersparen. Die Asche des Toten kann auch in einem Fried-
wald an den Wurzeln eines Baumes eingebracht werden, sie kann von
einem Flugzeug bzw. Ballon aus oder über namenlose Grabfelder ver-
streut werden oder in einer wasserlöslichen Urne in der Ost- oder
Nordsee versenkt werden. Neben der anonymen Bestattung sind
inzwischen auch Weltraumbestattungen mit einer Rakete möglich oder die
Pressung der Asche zu einem Diamanten.
An den möglichen verschiedenartigsten Bestattungsformen zeigt sich sehr
deutlich, wie feste, traditionelle Brauchtumsformen in beliebige, individu-
ell ausgewählte, auch anonyme Formen übergehen.
Totenmahl, „Leichenschmaus“
Gemeinsames Essen verbindet. Der Leichenschmaus der Angehöri-
gen, Verwandten, Freunde und Berufskollegen schafft den Rahmen
für Erzählungen und Erinnerungen an den Verstorbenen. Durch die
Erzählungen erhält der Verstorbene noch einmal Name und Gesicht.
Die Trauernden erfahren im gemeinsamen Essen Solidar-Gemein-
schaft und das Erlebnis des Teilens, auch der Trauer. Danach gehen
in der Regel die Angehörigen nochmals an das Grab, das inzwischen
geschlossen und mit Kränzen und Blumen geschmückt wurde.
Trauer danach – Trauerbegleitung – Gedächtnisgottesdienste
Früher drückte schwarze Kleidung aus, dass sich ein Mensch in Trauer
befand und der Rücksichtnahme bedarf. Diesen eindeutigen Symbolcha-
rakter hat schwarze Kleidung heutzutage verloren. Früher war auch genau
festgelegt, wie lange die engeren und weiteren Angehörigen des Toten in
schwarzer Trauerkleidung gehen mussten, so bei einem verstorbenen El-
ternteil z. B. ein Jahr. Auch wurden in kürzeren und längeren Zeitetappen
Messen für den Verstorbenen gelesen, bei denen sich die Angehörigen, die
Verwandten und die Freunde trafen: beim Siebent-, Dreißigst- und Jah-
resgottesdienst. So wäre es auch heute noch sinnvoll und angebracht, eine