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Karfreitag
In ­Kaufbeuren-Neugablonz wird noch ein alter Oster-Brauch aus dem
Sudetenland gepflegt: das
„Griendurschtich-Giehn“
(Gründonners-
tag-Gehen). Die meisten Neugablonzer Geschäftsleute im Zentrum der
Schmuckstadt bereiten sich darauf vor und geben jedem Kind, das sein
Sprüchlein „­Gelobt sei Jesus Christus zum Gründonnerstag“ aufsagt, eine
Kleinigkeit, von der „Rejcherworst“ bis zum Luftballon, Schokoladenei
oder Bonbon.
Karfreitag
Karfreitag, den Todestag Christi, feiert man seit dem 2. Jahrhundert
als
Trauer- und Fastentag
. Es ist der Tag des Leidens und Sterbens
Jesu, Gedächtnis der Liebe Gottes zu uns Menschen. Jesus gibt sein
Leben für seine Freunde.
Der Name Karfreitag kommt von „char“ und „kara“, d. h. althoch-
deutsch: Klage, Kummer, Trauer. An diesem Tag war Stille angesagt.
In den ländlichen Gegenden durfte man früher nicht in’s Wirtshaus
gehen, es durfte keine Wäsche draußen hängen, es wurden nur die
wichtigsten Arbeiten getan und die Kinder durften nicht laut und
fröhlich spielen.
Um 15 Uhr - die überlieferte neunte Todesstunde Jesu - beginnt die
Feier vom Leiden und Sterben Jesu
mit dem Wortgottesdienst, den
Großen Fürbitten und der Kreuzverehrung. In der Liturgie domi-
niert seit dem 2. Vatikanischen Konzil die Farbe Rot, Farbe des
Blutes und der Liebe. Der Karfreitag kennt keine Eucharistiefeier.
In vielen katholischen Pfarreien wird die Kommunionspendung mit
konsekrierten Hostien angeboten. Einige Pfarreien verzichten auf
eine Kommunionspendung, nach dem Schriftwort „Es werden aber
Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann
werden sie fasten.“ (Mt. 19, 14 f).
Gründonnerstag
Die Abendmahlfeier findet am Abend des Gründon-
nerstages nur in der Pfarrkirche statt. Beim Gloria
klingt die Orgel und läuten alle Glocken zum letzten
Mal. Auf Grund der Trauer um das Leiden Jesu blei-
ben sie stumm bis zum Gloria in der Osternacht. Im
Volksmund sagte man früher: „Die Glocken fliegen
nach Rom, um den Ostersegen zu holen.“
Allmählich wird auch in der katholischen Kir-
che die Kommunion unter beiderlei Gestalten
(Brot und Wein) wieder mehr praktiziert, vor allem
bei der Abendmahlfeier am Gründonnerstag. In
einigen Pfarreien wird die
Fußwaschung
, früher
ein Sklavendienst, symbolisch als Zeichenhand-
lung des neuen Gebotes der dienenden Liebe an
ausgewählten Frauen und Männern vom Pfar-
rer vollzogen. Sie hat eine lange biblische Traditi-
on in der jüdischen Fußwaschung an Gästen (bei
Abraham in Genesis 18).
Zum Zeichen der Trauer mit Jesus für die lange Nacht der Angst
und des Leidens und der Wegnahme seiner Kleider werden nach dem
Gottesdienst die
Altäre entblößt
, d. h. alle Blumen, Kerzen und Schmuck-
gegenstände werden entfernt.
Nach der Abendmahlfeier werden am Gründonnerstagabend
Betstunden gehalten. In Buchloe ist es Brauch, dass Jugendliche aus der
Pfarrei die letzte Betstunde gestalten und sich am Karfreitagmorgen zu
einem Morgenlob und einem gemeinsamen Frühstück treffen.
Am Gründonnerstagvormittag, - in der Diözese Augsburg am Karmitt-
woch - , weiht der Bischof in einem eigenen Gottesdienst die drei heiligen
Öle, den Chrisam, das Katechumenen-Öl und das Krankenöl, die bei Tau-
fe, Firmung und Krankensalbung gebraucht werden.
Fußwaschung am Gründonnerstag