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Johannisfeuer
Die Festlegung des Johannistages auf den 24. Juni, genau sechs Mo-
nate vor dem Geburtstag Jesu, geht auf das Lukas-Evangelium 1, 36
zurück: Als Maria die Geburt des Jesuskindes durch den Engel Ga-
briel verkündigt wurde, war ihre Base Elisabeth im sechsten Monat
schwanger. Johannes der Täufer wird meist mit einem Lamm auf
dem Arm dargestellt, da er bei der Taufe Jesu auf ihn als das Lamm
Gottes hingewiesen hat. Da er den Lebenswandel des Herodes Anti-
pas öffentlich kritisierte und dadurch Unruhen erregte, wurde er von
diesem in den Kerker geworfen und auf Wunsch der Königstochter
Salome enthauptet.
In den Tagen vor Johanni sammeln die Jugendlichen des Dorfes al-
lerlei Brennbares und bauen dies um eine lange Stange herum, an der
manchmal eine Strohpuppe (d´Hex) befestigt ist. Sie symbolisiert das
Opfer an die Götter und Geister, um Hagel, Seuchen und Missernten
abzuwenden. Da die Feuer die lebensspendende Kraft der Sonne deut-
lich machen, soll der Sprung über das Feuer Glück bringen und die
Liebe junger Paare entfachen und erglühen lassen. Nach altem Volks-
glauben soll das Johannisfeuer besondere Segenskräfte haben, Lebens-
kraft spenden und Mensch und Tier vor Krankheiten schützen.
Das aufgebaute Feuerholz muss bewacht werden, damit die Buben der
Nachbardörfer das Feuer nicht vorher anzünden.
Alljährlich gibt es z. B. in Waal und in Schwangau ein Johannisfeuer.
S´Sattehannesfuir
in Pfronten: 2003 wurden im Raum Pfronten noch
13 Johannisfeuer angezündet. Einige Tage vor dem 24. Juni beginnen
die Buben mit dem Sammeln des Feuerholzes, um ihre bis zu sechs
Meter hohen Türme rechtzeitig für das große Feuer fertig gestellt zu
haben. Ausgerüstet mit Motorsägen und Traktoren holen sie sich das
von den zuständigen Ortsrechtlern zugewiesene Holz aus den Wäl-
dern und fahren das zu diesem Zweck bereits gestapelte Abbruchholz
an die jeweilige Feuerstelle. Die Aufgabe der ältesten Buben besteht
darin, den Aufbau des Feuerturms so zu gestalten, dass der Haufen
Johannisfeuer
Johannisfeuer
Die Anfänge des Johannesfeuer sollen aus vorchristli-
cher Zeit sein. Kelten, Germanen und Slawen feierten
am 21. Juni das Fest der Sommersonnenwende, den
Mittsommertag. Man verabschiedete sich von der
kürzesten Nacht und vom längsten Tag mit der größ-
ten Lichtfülle des Jahres. Die Germanen begingen in
dieser Nacht den Tod des Sonnengottes Baldur
und die aufgeschichteten Sonnwendfeuer wurden
„Baldurs Scheiterhaufen“ genannt. Mit dem
Feuer wollte man die bösen Geister verjagen
und die Luft reinigen.
Später wurde dieses heidnische Fest vom
Christentum übernommen, so segneten im
15. Jahrhunderte als erste die Bischöfe von
Würzburg das Feuer. Da der 21. Juni nahe
am Namenstag des heiligen
Johannes am
24. Juni
liegt, entzündete man das „Johan-
nisfeuer“ auf Erhebungen und Bergen zur
Verehrung des heiligen Johannes des Täu-
fers. Man kann die Zuordnung des Johannes
zur Sommersonnenwende auch mit der ab-
nehmenden Sonne und mit der Perikope des
Johannes-Evangeliums erklären: „Ich muss abneh-
men, er (=Jesus) aber muss zunehmen“ (Johannes 3,
30). Nur bei Jesus, bei Maria und bei Johannes feiern
wir den Geburtstag, bei allen anderen Heiligen dage-
gen den Todestag. Dies weist auf die besondere Be-
deutung des Johannes des Täufers hin: Er steht als
Prophet zwischen dem Alten und Neuen Bund
und bereitet die Menschen auf den Erlöser vor.
Johannes der Täufer von Jörg Lederer (um 1530) in Waal