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Mariä Himmelfahrt 15. August
Gebet zur Kräutersegnung
„Herr, unser Gott, du hast Maria über alle Geschöpfe erhoben und
sie in den Himmel aufgenommen. An ihrem Fest danken wir dir
für alle Wunder deiner Schöpfung. Durch die Heilkräuter und Blu-
men schenkst du uns Gesundheit und Freude. Segne diese Kräuter
und Blumen. Sie erinnern uns an deine Herrlichkeit und an den
Reichtum deines Lebens. Schenke uns auf die Fürsprache Mariens
dein Heil. Lass uns zur ewigen Gemeinschaft mit dir gelangen und
dereinst einstimmen in das Lob der ganzen Schöpfung, die dich
preist durch deinen Sohn Jesus Christus in alle Ewigkeit. Amen
Viele Kirchen in unserer Region feiern am 15. August ihr Patrozini-
um, darunter auch Landsberg und Buchloe.
In Buchloe und in Markt Rettenbach binden am Vortag von Mariä
Himmel­fahrt Frauen des Katholischen Frauenbundes bzw. des Frau-
enkreises Kräuterboschen und geben diese am Festtag in der Kirche
gegen eine Spende für einen guten Zweck ab. 2003 wurden in Markt
Rettenbach 170 Sträuße gebunden, in Buchloe 2010 150 Sträuße!
In Buchloe ist am 15. August das Patrozinium (=Namensfest) der Stadt-
pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, das in einem Festgottesdienst und ei-
ner abendlichen Lichterprozession zum Marienbrunnen gefeiert wird.
Lichterprozession zum Marienbrunnen in Buchloe
Mariä Himmelfahrt 15. August
Die Legende erzählt, dass die Apostel, als sie das Grab Mariens noch einmal
öffneten, weil der Apostel Thomas wieder einmal zu spät gekommen war,
statt des Leichnams wohlriechende Kräuter und Blumen vorfanden.
Im gesamten süddeutschen Raum von Baden bis nach Südtirol hat sich
die
Kräuterweihe
an Mariä Himmelfahrt, dem so genannten Frauen-
tag, als einer der ältesten Bräuche erhalten. Eine Synode im achten
Jahrhundert wollte die Kräuterweihe unter Androhung hoher Stra-
fen verbieten, doch konnte sich dieses Verbot nicht durchsetzen.
Nach christlichem Verständnis soll die Weihe verdeutlichen, dass
Gott uns die Heilkräfte der Natur geschenkt hat und so werden in
der Kirche die
Kräuterboschen
geweiht.
Der Kräuterbüschel oder Weihbuschel wurde früher auch „Kräuter-
Sange“, „Weihsang“ genannt, - von „sängeln“ = sammeln oder von
„versengen“ = anbrennen, da die geweihten Kräuter in einer Pfanne
verbrannt wurden und die Räume eingeräuchert wurden. Er wur-
de im Stall oder im Haus, früher im Herrgottswinkel aufgehängt als
Schutz gegen Blitzschlag und Hagel, Krankheiten, böse Geister und
Gefahren und für eine gute Ernte und für Eheglück.
Früher gehörten bis zu 77 verschiedene Pflanzen zum vollständigen
Kräuterboschen, u. a. Johanniskraut, Thymian, Kamille, Pfeffermin-
ze, Schafgarbe, Salbei, Tausendgüldenkraut, Holunder, Wermut,
Baldrian, Rainfarn, Ringelblume, Beifuß, Frauenmantel, Dill, Pim-
pernelle. Thronende Mitte des Kräuterboschens ist eine Königsker-
ze, auch Wetterkerze genannt, oder ein Rohrkolben oder auch eine
Maisblüte, darum herumgebunden alle Getreidearten und die Heil-
kräuter, obenauf eine Rose zu Ehren von Maria. Es sollten mindes-
tens 7 Heilkräuter sein, nach der magischen Zahl 7, die sich aus den 4
Himmelsrichtungen und dem drei­einigen Gott zusammensetzt.
Auch in heutiger Zeit kann der Kräuterboschen Ausdruck des Res-
pekts vor dem Schöpfer und seiner Schöpfung und vor der Heilkraft
der Natur sein. Kräuter und Blumen aus der „Apotheke Gottes“ sind
irdische Zeichen des Heil-Werdens.