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Advent
Adventskalender mit seinen 24 Türchen die Kinderzimmer. Ab 1958
gab es die ersten mit Schokolade gefüllten Kalender.
Lebendiger Adventskalender
In den letzten Jahren wurden in einigen Orten ein so genannter
lebendiger Adventskalender organisiert. Dabei trifft sich die Nach-
barschaft jeden Adventstag vor einer anderen Haustür oder einem
adventlich dekorierten Fenster. Es werden Weihnachtslieder gesun-
gen, Advents- und Weihnachtsgeschichten vorgelesen und Tee oder
Glühwein mit Selbstgebackenem angeboten.
Seit dem 5. Jahrhundert finden sich Menschen während der Ad-
ventszeit am Übergang von der Nacht in den Tag bei Kerzenlicht
zu
Rorate
-
Gottes­diensten
zusammen, früher Engelamt genannt. Ih-
nen schrieb man eine besondere Segenskraft für Lebende und Tote
und für die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres zu. Ihren Na-
men haben sie von dem Eröffnungsvers des Gottesdienstes „Rorate
coeli“, das heißt „Tauet ihr Himmel von oben“. Dies bedeutet, dass
uns die Rettung und das Heil nur von oben, aus dem Himmel kom-
men kann. Dieser Glaube, diese Hoffnung und diese Erwartung
nehmen in der Person von Maria Gestalt an, weswegen diese Rora-
ten auch der Marienverehrung dienten. In einigen Pfarreien wird
dieser alte Brauch von der Pfarrjugend mit „Frühschichten“ oder
„Spätschichten“ wiederentdeckt. Dabei wird der Morgen der
Adventstage als Ort des Aufbruches oder der Abend als Ort der
Versöhnung und des Friedens betend und singend gestaltet.
Gegen Ende der Adventszeit, kurz vor Weihnachten wird vielerorts
von Vereinen oder der Pfarrjugend eine
Waldweihnacht
gefeiert. Man
macht sich am Abend mit Fackeln auf den Weg in die Natur, trägt an
Weg­stationen besinnliche Texte vor, singt dazu Lieder und versam-
melt sich am Ende um ein Feuer bei Glühwein und Punsch.
Leider ist heutzutage die Adventszeit wenig still und besinnlich. Die
Weihnachtsdekorationen in den Geschäften und Geschäftsstraßen ka-
men vor Jahrzehnten erst nach Martini, dann nach Allerheiligen und
Advent
Der
Adventskranz
mit seinen vier Kerzen, die schrittweise zu den
vier Adventssonntagen angezündet werden, ist aus den Adventsan-
dachten des evangelischen Pfarrers Johann Wichern hervorgegangen.
Der Advent sollte durch die zunehmende Zahl der Kerzen immer
mehr Licht geben und in der Geburt des Erlösers, „dem Licht, das
in der Finsternis leuchtet“, seinen Höhepunkt finden. Der erste Ad-
ventskranz hing 1839 im „Rauhen Haus“, einer Einrichtung für sozi-
al bedürftige Kinder in Hamburg. Wichern wollte ihnen die Warte-
zeit auf Weihnachten verkürzen. Dieser Kranz war aus Holz und mit
19 kleinen roten und 4 großen weißen Kerzen bestückt, später
kamen Schmuck und Tannenzweige dazu.
Das Grün der Tannenzweige, als einziges Grün im Winter, symbolisiert
das Leben und die Lebenskraft, das Wachstum und die Hoffnung auf
Leben, die Kreisform des Kranzes ohne Anfang und Ende die Ewigkeit
und Vollendung, die Ganzheit, die Harmonie und die Einheit. Und die
Kerzen stehen für Licht, Wärme und Lebendigkeit und letztlich auch
für Jesus, das Licht im Dunkel der Welt. Rote Kerzen versinnbildlichen
traditionell die Liebe Gottes, die in Jesus Christus sichtbar in die Welt
gekommen ist. Die Viererzahl steht für die vier Adventssonntage. Ein
violettes Band erinnert an Buße und Umkehr. Erst im 20. Jahrhundert
breitete sich der Adventskranz auch in Süddeutschland aus, 1937 zum
erstenmal in einer katholischen Kirche St. Sylvester in München.
Auch der
Adventskalender
kam nach 1850 von evangelischer Seite
in Gebrauch. Sein tieferer Sinn ist, sich Tag für Tag auf den Weg
zu machen, um Jesus Christus und dem Weihnachtsfest entgegen zu
gehen. Er entwickelte sich aus täglich aufgestellten Bildern, zu de-
nen biblische Geschichten erzählt wurden. 1902 wurde in Hamburg
der erste gedruckte Adventskalender in Form einer Weihnachtsuhr
angeboten. Gerhard Lang aus München druckte 1908 einen Advents-
kalender, bei dem die Kinder auf 24 Felder 24 Engel-Glanzbilder
kleben konnten, später gestaltete er Adventskalender mit Fens-
tern und Bildern dahinter. Erst ab ca. 1950 eroberte der gedruckte