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Nikolaus 6. Dezember
Nikolaus 6. Dezember
Der hl. Nikolaus soll Anfang des 4. Jahrhunderts Bischof in Myra,
einer Hafenstadt am Mittelmeer, in der Türkei gewesen sein. Als
einer der großen Kirchenfürsten nahm er am Konzil von Nicäa im
Jahre 325 teil. Er ist einer der Hauptheiligen der griechisch-orthodo-
xen Kirche. Man rühmte seine Freigebigkeit und Mildtätigkeit. Viele
Legenden erzählen, wie er seinen Mitmenschen in Not und Bedräng-
nis geholfen hat. So soll er drei unschuldig verurteilte Feldherren vor
der Hinrichtung errettet haben und drei verarmten Mädchen in der
Nacht drei Goldkugeln in ihr Zimmer geworfen haben und sie dadurch
vor der Prostitution bewahrt und ihnen die Hochzeit ermöglicht ha-
ben. Bei einer Hungersnot vermehrte er das Getreide in den Schiffen,
die im Hafen von Myra lagen. Nikolaus wurde zum Schutzpatron
von Schülern, Seefahrern, Kaufleuten, Bäckern, Getreidehändlern,
Juristen, Dieben und Gefangenen. In der Diözese ­Augsburg zeugen
100 Nikolauskirchen von der Verehrung dieses Heiligen. In unserer
Region sind Nikolauskirchen u. a. in Waal, Schwäbishofen, Lengen-
feld, Helmishofen bei Aufkirch, Leinau, Eiberg bei Irsee, Bayersried,
Unterthingau, Wald, Hiemenhofen bei Ruderatshofen, Obergünz-
burg, Oberkirch bei Füssen (gotisches Nikolaus-Fresko), Krippkirche
in Füssen, Pfronten-Berg, Wiedergeltingen, Ettringen, Saulengrain,
Schöneberg, Daxberg, Kardorf bei Illerbeuren. Die Marktgemeinde
Waal hat in Bezug auf die dortige Nikolauskirche, die ursprüngliche
Pfarrkirche, den hl. Nikolaus in ihrem Gemeindewappen.
Da die Schriftlesung für den Nikolaustag das Gleichnis von den Talen-
ten vorschreibt, wurden bereits im Spätmittelalter am Nikolaustag die
in der Katechese erworbenen Kenntnisse abgefragt; wobei die Exami-
nierten durch die Begleiter des Bischofs je nach Verdienst Lohn oder
Strafe finden. Der Knecht Ruprecht ist der teuflische Begleiter des
hl. Bischofs Nikolaus, der als Prüfer das religiöse Wissen abfragt und
nach Gebühr entlohnt (nach Dietz-Rüdiger Moser). In den mittelalter-
lichen Klosterschulen gab es bis zum 16. Jahrhundert, vereinzelt noch
Frauentragen
Frauentragen
In einigen Pfarreien, u. a. in Buchloe, Lengenfeld, Germaringen, Bad
­Wörishofen, Ottobeuren wird in der Adventszeit das Frauentragen
wieder gepflegt. Grundgedanke ist, Maria und Josef, dem heiligen
Paar in der Adventszeit Herberge zu gewähren und mit ihnen
Frieden in die Häuser zu bringen. Dabei wird eine Marienfigur, ein
Marienbild oder ein Bild der heiligen Familie von einer Familie in
eine andere Familie getragen und um Herberge gebeten. Das Bild
bekommt mit einem Kerzenlicht einen Ehrenplatz im Haus. Nach
einer gemeinsamen Hausandacht mit Beten und Singen sitzen die
Hausleute und die Frauenträger noch gemütlich zu einem „Ratsch“
zusammen. Am nächsten Tag bringen die Hausleute das Bild bzw.
die Marienfigur zur nächsten Familie in Herberge. Durch diesen
Brauch wird der Advent als Zeit der Begegnung und der gegenseitigen
Stärkung im Glauben sinnvoll belebt.
Übergabe der Marienfigur
nach dem Gottesdienst zum
Frauentragen