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Weihnachten
Weihnachtsbaum, dem Christbaum als Paradiesbaum hängen dürfen
und mit Kerzen als Zeichen für Jesus, das Licht der Welt. Der Christ-
baum erinnert an den Baum des Lebens im Paradies, zu dem Chris-
tus durch seine Menschwerdung den Menschen nach ihrer Vertrei-
bung aus dem Paradies einen neuen Zugang eröffnet hat, durch seine
Erlösungstat. Aus den roten und vergoldeten Äpfeln entwickelten
sich die
Christbaumkugeln
(1830), wobei Rot und Gold als Farben
des Lebens und des Lichtes gelten. Der Stern auf der Baumspitze erin-
nert nicht nur an den Stern von Bethlehem, sondern steht nach altem
Glauben auch für die vier Jahreszeiten. Der immergrüne Baum ist ein
uraltes Symbol für Leben, Wachstum und Hoffnung.
Im 17. und 18. Jahrhundert erfuhr der Weihnachtsbaum in Adels-
und Bürgerhäusern eine entscheidende Bereicherung durch die Ker-
zen. 1611 schmückte die schlesische Herzogin den ersten Weihnachts-
baum mit Kerzen. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts breitete sich der
Christbaum auch auf dem Lande aus, insbesondere sollen ihn baye-
rische Soldaten vom Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 in unsere
Heimat mitgebracht haben. Und so wurde der Tannenbaum zum
Symbol des Weihnachtsgeschehens.
Inzwischen wanderte der Weihnachtsbaum bereits Wochen vor
Weihnachten auf die öffentlichen Plätze, Betriebe, Bahnhöfe und in
die Kaufhäuser und wurde zum Werbeträger für den vorweihnacht-
lichen Umsatz und Konsum. Leider wird der Christbaum dadurch
immer mehr zum Adventsbaum, zunehmend auch im privaten
Bereich. Der Trend zum frühen Baum kommt aus Amerika. Dort
wird der Weihnachtsbaum vielerorts nach dem Thanksgiving-Fest
am letzten Donnerstag im November aufgebaut. Brauchtumsexperte
Becker-Huberti dazu: „Wir haben das Warten verlernt; das Warten
im positiven Sinne: das Sich-Ausmalen, wie es sein wird. Vorfreude
kann doch viel schöner sein als das Ereignis selbst. Wir haben für
unser Leben die Regeln der Wirtschaft übernommen, nach denen wir
alles hier und sofort haben müssen.“
Weihnachten
Seit jeher wurden in den Naturreligionen Bäume, wie der Weltenbaum,
der Lebensbaum und die heiligen Haine der Germanen und Kelten ver-
ehrt. Der Baum ist die symbolische Verbindung zwischen Himmel und
Erde, er ist ein Sinnbild des Lebens mit seinem Verwurzeltsein in der
Erde und dem Streben nach Höherem. Bereits die Römer bekränzten
zum Jahreswechsel ihre Häuser mit Lorbeerzweigen und im Mithras-
Kult wurde zur Wintersonnenwende zu Ehren des Sonnengottes ein
Baum geschmückt. Auch in nördlichen Gegenden wurden im Winter
Tannenzweige ins Haus gehängt, um bösen Geistern das Eindringen
zu erschweren und das Grün gab Hoffnung auf die Wiederkehr des
Frühlings. Noch im Jahre 1935 wehrte sich der Osservatore Romano,
die Zeitung des Vatikans, gegen „die heidnische Mode des Weihnachts-
baumes als einem Überbleibsel alter Naturgebräuche“.
Die Anfänge des
Weihnachtsbaumes
gehen ins 16. Jahrhundert auf die
Zünfte und Bruderschaften zurück,
die in ihren Stuben zu Weihnachten
immergrüne Bäume mit Äpfeln und
Nüssen - oft vergoldet - Oblaten und
Papierrosetten behängten. Die erste
Heimat des Weihnachtsbaumes soll
in Straßburg und im Elsass sein, dazu
gibt es ab 1509 und 1521 urkundliche
Belege, z. B. „Dannenbäume ... Roßen
auß vielfarbigem Papier, Aepfel, Obla-
ten, Zischgold und Zucker“. Dort wer-
den seit dem 17. Jahrhundert Tannen-
bäume geschmückt mit Papierrosen als
Symbol für die Rose vom Zweig Jes-
se („Es ist ein Ros entsprungen“), mit
Äpfeln, die als Paradiesfrucht durch
die Erlösung durch Christus wieder am
Christbaum