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Wochentagsrituale - Sonntag
Der Sonntag ist gesetzlich geschützt. In der Weimarer Verfassung
(1919) ist festgelegt: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Fei-
ertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung
gesetzlich geschützt.“ Im Artikel 140 des Grundgesetzes der Bundes-
republik Deutschland wurde dieser Passus als Bestandteil des Grund-
gesetzes übernommen. Das Bundesverfassungsgericht hat durch sein
Urteil vom 1.12.2009 die allmählich uferlosen Ausnahmeregelungen
zur Aufhebung der Sonntagsruhe in die Schranken verwiesen.
Die evangelisch-lutherische Kirche und die katholische Kirche ­haben
1999 eine gemeinsame Erklärung zum Sinn und zur Bedeutung des
Sonntags herausgegeben. Aufkleber-Aktionen, u. a. der Katholi-
schen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) versuchen dies zu verdeut-
lichen: „Sonntag muss Sonntag bleiben.“ - „Ohne Sonntag gibt es nur
Werktage.“
Der Sonntag als arbeitsfreier Tag wird heutzutage nicht nur christ-
lich, sondern auch sozial, humanitär, ökologisch und tierfreund-
lich begründet. Dagegen setzt sich die Wirtschaft immer mehr mit
Ausnahmeregelungen durch, da die Auslastungszeit der Maschinen
möglichst 24 Stunden an jedem Tag betragen soll. Kommerz und
Konsum von den Tankstellen über die Möbelhäuser, von den Au-
tohäusern bis zu den frischen Frühstücksbrötchen der Bäckereien
bieten immer mehr Möglichkeiten zum sonntäglichen Einkaufsbum-
mel an. Auch der Tourismus und die Freizeitindustrie nehmen den
Sonntag mit verlockenden Angeboten in Beschlag, so dass man sich
oft am Montag von den Strapazen eines oberflächlichen Aktionismus
des hektischen Sonntags erholen muss. Leider nimmt der Trend zum
Sonntag als „Unruhetag“ schrittweise immer mehr zu, während die
Zahl der sonntäglichen Kirchgänger stagniert oder abnimmt. Statt
ein Tag der religiösen Einkehr, der Ruhe, der menschlichen Begeg-
nung und der Familie zu bleiben, ist der Sonntag leider auf dem Weg,
ein Tag wie jeder andere zu werden.
Wochentagsrituale - Sonntag
feierten, ist in Schriften, z. B. in der „Didache“ von ca. 90 n. Chr.
nachweisbar: „Wenn ihr aber am Herrentag zusammenkommt, dann
brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretun-
gen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“ Auch beim römischen
Geschichtsschreiber Plinius (um 110 n.  Chr.) lesen wir: „Sie pflegten
sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln,
Christus als ihren Gott einen Wechselgesang zu singen...“.
Der römische Kaiser Konstantin I. erklärte als Verehrer des Chris-
tengottes im Jahre 321 den Sonntag zum
arbeitsfreien Ruhe- und
Feiertag.
Als Christen sollten wir uns am Sonntag Zeit nehmen für
Gott und Zeit haben füreinander und für uns selber.
Gestaltungsmöglichkeiten
• Ausschlafen
• Sonntagsgottesdienst mitfeiern
• Gemeinsames Essen, z. B. Sonntagsbrunch
• Ein Gespräch suchen
• Miteinander spielen
• Musik machen oder hören
• Spaziergang in der Natur
• Wandern
• Fahrradtour
• Gemeinsamer Sonntagsausflug
• Zum Baden gehen
• Begegnung mit Nachbarn
• Kranke und Alte besuchen
• Gastfreundschaft pflegen
Der Sonntag als arbeitsfreier Tag ist ein hohes Kulturgut Es sind die
gemeinsamen freien Zeiten, die menschliche Begegnung, Beziehungen,
Gemeinschaft, Werte und Liebe wachsen lassen.