Seite 36-37 - Lechrain gesamt

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Bildhauerkunst: Die Holzreliefs der beiden Seitenaltäre zeigen die Geburt und Grable-
gung Christi; sie wurden von dem berühmten Spätrokoko-Bildhauer der Wessobrunner
Schule, Thomas Schaidhauf (1735–1807), der in Raisting geboren wurde, geschaffen.
Von ihm stammen wohl auch die Figuren am Hochaltar sowie an der Kanzel mit den
Evangelistensymbolen.
Kapelle St. Margaretha: Die Filialkirche im Ortsteil Sölb ist schon 1122 urkundlich er-
wähnt. Sölb und die umliegenden Felder waren durch die Lage am Rand des Ammer-
mooses häufig von der nahen Ammer, vor deren Regulierung, überschwemmt. Daher
weihte man die Kapelle der hl. Margarethe, die als Schutzpatronin gegen das bedroh-
liche Hochwasser galt. Auf dem Kirchendach hat der Landesbund für Vogelschutz Bay-
ern e.V. eine Nisthilfe für Weißstörche angebracht, die bereits von einem Storchenpaar
erfolgreich für die Aufzucht von Jungvögeln genutzt wurde.
Brauchtum: An Fronleichnam finden prächtige Prozessionen statt, am Kirchweihtag
wird der sog. „Betteltanz“ abgehalten.
Otto Hellmeier-Kulturhaus: Der berühmte und durch viele Kunstwerke europaweit be-
kannte Kunstmaler Otto Hellmeier (1908-1996) lebte in Raisting. Der Maler war bis zu
seinem Tod Mitglied der königlich privilegierten Münchener Künstlergenossenschaft
von 1868. Aus seinem bedeutenden Nachlass entstand das Kulturhaus. SeineWerke zei-
gen Motive aus dem Voralpenland. Im Heimatmuseum werden Möbel und Bilder aus
seinem Nachlass gezeigt.
Heimatmuseum „Alter Pfarrhof“: Zu sehen sind u.a. Fundstücke aus der Steinzeit und
Römerzeit sowie Trachten, Hausrat und ein Schulraum um 1930. Interessant sind die
zusammengetragenen Gerätschaften des handwerklichen und bäuerlichen Lebens,
z.B. eine Werkstatt für Wagner, Schreiner und Schäffler, eine Schuhmacherei, landwirt-
schaftliche Modelle, eine Imkerei. Die noch funktionstüchtigen landwirtschaftlichen
Großgeräte (Göpel, Bindemäher, Dreschmaschine) werden auch zu bestimmten Gele-
genheiten vorgeführt.
Erdfunkstelle
: Die Errichtung der Erdfunkstelle (früher Telecom, jetzt EMC) am südli-
chen Ortsrand von Raisting erfolgte an dieser Stelle, weil die rings umgebenden Hügel
das Gelände von störenden Strahlungseinflüssen abschirmen und die wannenförmige
Landschaft, die selbst wie eine Art Hohlspiegel aussieht, den Empfang begünstigt. Die
Erdfunkstelle ist eine der größten ihrer Art auf der Welt. Die Durchmesser der sechs in
Betrieb befindlichen Spiegel betragen zwischen 7 und 32 m. Die erste Antenne 1 (Ra-
dom) mit einer Tragluftkuppel wurde erstmals 1964 in Dienst gestellt. Mit ihrer Hilfe
wurde z.B. die Landung auf demMond 1969 übertragen. Die Antenne steht unter Denk-
malschutz und kann besichtigt werden.
Stillern:
Der kleine Weiler Stillern liegt südwestlich von Raisting im Waldtal der Rott
und besteht nur aus einer Handvoll Bauernhöfen. Ein schön gelegener Biergarten lädt zur
Rast ein.
Kapelle St. Stephan: Die bereits 1615 erwähnte Kapelle ist den drei heiligen Diakonen
Stephanus, Laurentius und Vincentius geweiht. Der heutige Bau von 1664 besitzt im
Innern ein sehenswertes Altarblatt.
Brauchtum: Einmal jährlich findet im Juli ein Afrikamarkt statt. Am 1. Mai werden alljähr-
lich die landwirtschaftlichen Fahrzeuge und PKW, Motorräder usw. vom Priester geseg-
net (Fahrzeugweihe).
St. Johann-Kapelle:
Die früher einsam im Ried gelegeneWallfahrtskapelle ist Johannes
dem Täufer geweiht; sie könnte an einem alten Taufplatz erbaut worden sein und trägt
den Namen St. Johann im Felde. Der Legende nach ist sie von Herzog Tassilo III. (siehe
Seite 22,37) gegründet worden. Als dieser sich hier einmal verirrt hatte, soll er gelobt
haben, eine Kapelle an dem Ort zu errichten, wo er wieder die Orientierung erlangen
würde. An der Stelle, wo er auf einer freien Fläche den Ammersee erblicken konnte, ließ
er dann die Kapelle bauen. Über der hier entspringenden Quelle wurde der Altar errich-
tet. Die Kapelle trägt den bis heute benutzten Namen „auf Heiligenstätten“
.
Sicherlich
war sie auch eine Wegkapelle, die den Reisenden als Zuflucht diente, wenn sich das
Wetter plötzlich verschlechterte. Zuallererst aber war sie, wie so viele Kirchen in Bayern,
eine Wallfahrtskirche.
Sibirische Schwertlilie
Die Ammer bei Fischen
Ramsar-Naturschutzgbiet amAmmersee:
1971 unterzeichneten in der iranischen Stadt
Ramsar 55 Staaten, darunter die Bundesrepublik Deutschland, ein Übereinkommen zum
Schutz von Feuchtgebieten als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, für spezialiserte
Tier- und Pflanzenarten sowie für den Menschen. Die Unterzeichnerstaaten verpflichten
sichdarinu.a., Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung zumeldenundunter Schutz
zu stellen sowie das Miteinander von Mensch und Natur ausgewogen zu gestalten. Das
streng geschützte Naturschutzgebiet (Vogelfreistätte Ammersee Südufer) ist wichtiger
Bestandteil des Ramsar-Gebietes und hat für denVogelschutz internationale Bedeutung.
Hier rasten die Zugvögel auf ihren bis zu 1.000 km langenWegen nach Süden im Herbst
und bei ihrer Rückkehr im Frühjahr. Solche Trittstellen sind wichtige Erholungsplätze für
die Tiere, damit sie vor und nach der Überquerung der Alpen wieder Kraft schöpfen und
ihren Flug fortsetzen können. Über 300 Arten haben hier die Vogelkundler bisher schon
gezählt. DieVogelfreistätte Ammersee Südufer umfasst rund 500 ha und besteht aus Ver-
landungsflächen, Feucht- und Streuwiesen, Weiden und Erlen. Das Ampermoos mit 525
ha ist eines der letzten großen Flusstal- Niedermoor Süddeutschlands. Es liegt nördlich
des Ammersees und gehört ebenfalls zur Ramsar-Zone.