Seite 64-65 - Lechrain gesamt

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Sebastianskapelle: Die Kapel-
le wurde 1650 aufgrund ei-
nes Gelöbnisses gebaut und
dem Pestheiligen St. Sebas-
tian geweiht, nachdem im
Dorf die Pest ausgebrochen
war. Die Ausschmückung mit
Wessobrunner Stuck schuf
Franz Xaver Schmuzer. Nahe
bei der Kapelle steht die stark
verwitterte Pestsäule aus Tuff
von 1548.
Künstlerkolonie: Um die Jahrhundertwende gab es am Echinger Ufer eine Künstlerko-
lonie in den Landhäusern u. a. des Malers Hans-Beat Wieland und des Innenarchitekten
und Gestalters Prof. Adelbert Niemeyer.
Baumdenkmal: Als im Jahre 1824 der Augsburger Bischof Ignaz Albert von Riegg hier
in die Gegend kam, um der Echinger Pfarrei einen Besuch abzustatten, machte er einen
Nachmittagsspaziergang auf der damaligen Straße nach Schondorf und gelangte auf
eine Anhöhe, wo sich ein schöner Blick auf den Ammersee und das Umland bietet. Er
war davon so verzückt, dass er beschloss, hier eine Linde zu pflanzen, die noch heute
da steht und an ihn erinnert. So hinterlassen Menschen mit Bäumen ihre Spuren in der
Landschaft. Man findet den Baum, wenn man von Eching kommend hinter dem Kreisel
rechts die Straße„Thalberg“ hinaufgeht.
Schondorf:
Siehe auch Seite 91
: Landheim: „Das Hauptgewicht der Erziehung soll in
der Bildung des Charakters liegen“, so steht es in der Stiftungsurkunde von 1929, und
diesem Prinzip fühlt sich das Landheim auch heute unverändert verpflichtet. Hilfsbe-
reitschaft, Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit und Verantwortung sollen als elementareWerte
menschlichen Zusammenlebens in der Erziehung vermittelt werden.
Das Internat wurde 1905 von Julius Lohmann als Landerziehungsheim für Jungen ge-
gründet. 1929 wandelte es das Ehepaar Julie und Ernst Reisinger in eine Stiftung um.
Das Internat verfügt über zwei Gymnasien und nimmt heute Jungen und Mädchen auf,
die nach reformpädagogischen und modernen Methoden unterrichtet werden. Neben
dem Unterricht ist die Teilnahme an handwerklichen, sportlichen und musikalischen
Projekten verpflichtend.
Auf dem parkähnlichen Campus liegen 26 Einzelgebäude der Einrichtung. Das Haupt-
haus mit drei Geschossen wurde 1907 von dem Münchner Architekten Friedrich von
Thiersch im oberländischen Stil erbaut. 1929 kam die respräsentative Turn- und Fest-
halle hinzu. Das Landheim ist ein Zentrum des kulturellen Lebens in Schondorf. Hier
finden Musik- und Theateraufführungen sowie Vorträge und Lesungen statt. Der idylli-
sche, von einem kleinen Bach durchflossene Park des Landheims mit Laubbäumen und
Wiesen ist die grüne Lunge des Dorfes.
Radtour-Tipp:
Eching – Ammer-Amper-Radweg – Kottgeisering - Grafrath (St. Rasso) – Unteralting –
Mauern – Inning – Stegen – Eching
Hinweis: Wer eine kürzere und asphaltierte Radroute bevorzugt, fährt besser auf dem
Radweg an der B 471 nach Inning.
Leben auf dem Lande in Schwaben und Bayern
Man unterschied früher zwischen dem Oberland und dem Unterland, wie wir aus den
Aufzeichnungen des Staatsrates Joseph von Hazzi (1768-1845) wissen. Der agrarpolitisch
versierte Beamte beschrieb in seinem 1802 erschienenen Buch über die „Statistischen
Aufschlüsse über das HerzogthumBaiern“ Land und Leute imOberland des Lechrains so:
„Das Ganze hat einwildes Aussehen. Diemeistens großen, von holzgebauten Dörfer sind von
Waldungen umrungen, und die Kirchen ragen wie aus Holzstößen hervor. So wie die Häuser
und der Boden keinen Wohlstand verraten, so geht es auch mit den Bewohnern (…). Dieb-
stähle sind hier noch häufiger, und das Betteln wird als ein Gewerb betrieben. Die Einwohner
werden alt, und zeugen viele Kinder. Die Landwirtschaft ist hier sehr schlecht bestellt, und
nimmt höchstens den dritten Theil ein; das Übrige ist Wald, Weide oder Filz (Moor).“
Am Bei-
spiel des Dorfes Entraching wird dann die erbärmliche Situation der Bewohner geschil-
dert, wie sie der dortige Pfarrer schriftlich aufgezeichnet hat.
Ein wesentlich positiveres Bild entwirft er dagegen vom Unterland, das er als das „Ge-
treideland mit goldenen Fluren“ bezeichnete. Die Leute vom Getreideland seien „ge-
sund, groß, stark mit einem etwas verschlossenen Aussehen“. Diebstähle und Kriminal-
fälle seien hier nicht bekannt geworden.
Der Lech bildet in etwa
die Bezirksgrenze zwi-
schen Oberbayern und
Schwaben. Auch wenn
das Gebiet um Lands-
berg noch zu Oberbay-
ern gerechnet wird, so
ist der Charakter der
Dörfer und ihrer Be-
völkerung doch schon
ausgesprochen schwä-
bisch. Bauernhäuser der
alten schwäbischen Art
zeichnen sich vor allem
dadurch aus, dass sie
eher nüchtern gebaut sind im Vergleich zu den bayerischen Bauernhäusern. So ist bei
ihnen die umlaufende Laube, die ein Hauptschmuck des bayerischen Hauses ist, zum
Söller verkümmert.
St. Ulrich in Eching
Bauernhofidyll in Riederau