114
115
2. Von Beuern nach Türkenfeld (5 km)
Die Rundwanderung beginnt in
Beuern
an der Pfarrkirche, wo wir rechts der Straße
nach Pflaumendorf folgen (R 3). Erst geht es durch die freie Flur, dann kommt man auf
der Hälfte desWeges zu einemWäldchen. Hier biegt bei einer Schranke einWeg rechts in
denWald ab. Er führt durch hellen Mischwald, meist Buchen; bei der ersten Verzweigung
imWald rechts abbiegen, der Weg senkt sich etwas und wir kommen an einem Tümpel
vorbei. Bald darauf erreichen wir den Waldrand und sehen rechts unten Beuern liegen.
Nun geht es bis zur Straße, dann links auf dem Radweg 200 m an der Straße entlang.
Jetzt biegen wir wieder rechts auf die Straße ein und gehen durch ein Neubaugebiet
von Türkenfeld weiter in Richtung Burgholz. Auf einer kleinen Anhöhe bei einem Gehöft
kommen wir heraus und folgen dem Weg abwärts zu einem weiteren Anwesen. Rund
200 m nach dem Hof „Burg“ macht die Teerstraße eine Rechtskurve, der Weg senkt sich
unterhalb des Hofes weiter ins Tal und führt auf Beuern zu.
S
ehenswert
Türkenfeld:
Geschichte: Im frühen Mittelalter war hier eine alte Versammlungsstätte
(Thingplatz), später wurde der Ort Sitz des Geschlechts der Aresinger. Ihre Burg stand
beim neuen Schlösschen, wo man noch deren Wälle erkennen kann.
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Türkenfeld): Der beherrschend in der Ortsmitte auf
ragende Bau ist von einem ummauerten Friedhof umgeben. Von der 1489 erbauten
spätgotischen Kirche stammen noch der fünfgeschossige Satteldachturm mit einer
Dekoration (Stabwerk, Bogenfriese) und die gestuften Strebepfeiler am eingezogenen
Chor und an der Südseite des Langhauses. Wie viele Landkirchen wurde auch diese
Kirche im 17. und 18. Jh. barocki-
siert. Zu Beginn des 19. Jhs. kamen
eine frühklassizistische Ausstattung
und die beiden Seitenkapellen hin-
zu. 1888/89 wurde die Kirche nach
Westen hin verlängert. Die Ausstat-
tung und das Bildprogramm der Kir-
che sind maßgeblich von der 1718
gegründeten
Rosenkranzbruder
schaft beeinflusst und befassen sich
deshalb mit dem Thema des Rosen
kranzes. Der feine Wessobrunner
Rocaillestuck mit Blumengirlanden,
Blattwedeln und Puttenköpfen wird
Franz Xaver Schmuzer zugeschrie-
ben (um 1754 bzw. 1765).
Fresken: Die Fresken hat Johann Baptist Baader aus Lechmühlen,„Lechhansl“ genannt, im
Jahr 1766 gemalt. (siehe Seite 176) Der hl. Lukas soll ein Selbstportrait von ihm sein. Das
große Hauptbild im Langhaus zeigt die Gottesmutter als Rosenkranzkönigin. Ein weite-
res Bild schildert die Vision von Papst Pius V. vom Seesieg bei Lepanto. Gegenüber hält
Judith das Haupt des Holofernes in die Höhe. In den Kartuschen sind die vier Evangelisten
und zwei Frauenfiguren (vielleicht Synagoge und Ecclesia) dargestellt. Die Ovalmedail-
lons mit Darstellungen der zwölf Apostel an der Brüstung der unteren Westempore - in
der Mitte mit dem segnenden Christus als Erlöser der Welt - gelten ebenfalls als ein Werk
des „Baader Lechhansl“. Das Chorfresko mit Maria als Himmelskönigin ist hingegen mit
„C(hristoph) T(homas) Scheffler augustanus invenit 1754“ signiert.
Ausstattung: Die Altäre stammen aus der Zeit von 1805-1812. Den Hochaltar aus Stuck
marmor schuf Johann Michael Sporer. Der viersäulige barocke Aufbau zeigt in Einzel-
formen bereits klassizistische Anklänge. Die aus früherer Zeit stammenden Skulpturen
stellen die Muttergottes dar, die auf ihr Vorbild auf der Münchner Mariensäule verweist.
Ferner die hll. Dominikus und Katharina von Siena zu ihren Füßen, außen die hll. Anna
und Katharina von Alexandrien. Von demselben Meister stammen auch die beiden Sei-
tenaltäre von 1812.
Im Zentrum des eindrucksvollen Rokokoaltars in der nördlichen Marienkapelle von
1766 steht die Skulptur der sitzenden Maria mit Krone und Zepter, die von Lorenz Luidl
aus Landsberg am Lech geschaffen wurde. Seitlich zwei große Engel von Franz Xaver
Schmädl. In der gegenüberliegenden Südkapelle steht eine spätgotische Kreuzigungs-
gruppe (um 1500). Die weiß gestrichene Kanzel von 1766 zeigt spielende Putten und
vergoldete Rokokoornamente.
Prozessionsfahnen: Beide Fahnen sind in Öl auf Leinwand gemalt. Die eine Fahne von
1796 steht vor der Marienkapelle und zeigt bäuerliche Kostüme und Trachten aus dieser
Zeit. Man sieht die vor der Muttergottes knienden Bewohner des in der Nähe liegenden
Einödhofes Burgholz. (siehe Seite 109) Das Werk wurde zum Dank für die Verschonung
des Hofes während der Napoleonischen Kriege in Auftrag gegeben. Auf der rechten
Seite ist dargestellt, wie die feindlichen Soldaten den Hof im dichten Nebel übersehen
hatten. Auf einer zweiten Fahne vor der Kreuzkapelle erkennt man den hl. Sylvester als
Viehpatron, dargestellt mit einem geöffneten Buch und einem Stier zu seinen Füßen.
Geschichten von den Straßen des Salzhandels
Das Salz aus dem Rupertiwinkel bei Bad Reichenhall war im ganzen süddeutschen
Raum ein begehrtes Gut. Man benötigte es in der damaligen Zeit nicht nur zumWürzen,
sondern vor allem zum Konservieren von Lebensmitteln. Bis nach Böhmen und Mähren,
nach Süddeutschland und in die Schweiz transportierte man das „weiße Gold“ in run-
den Scheiben auf besonderen Paletten. Die Fuhrwerke waren in umgekehrter Richtung
oft mit Getreide oder Wein beladen. Die Straßen, auf denen sich der Salztransport voll-
zog, waren genau festgelegt und hießen „Salzstraßen“. In der Salzstraßenverordnung
von 1516 unterschied man im Chiemgau eine„Obere“ und eine„Untere“ Salzstraße.
Die Obere Salzstraße führte von Reichenhall über Petting, Waging, Altenmarkt, St. Wolf-
gang, Rabenden, Obing, Albertaich nachWasserburg. Von hier geschah derWeitertrans-
port entweder auf dem Inn zur Donau oder auf dem Landweg weiter nach München.
An der Donau übernahmen Salzsäumer den Transport auf dem„Goldenen Steig“ nach
Böhmen.
Die sog. Untere Salzstraße („Güldene Salzstraße“) verlief auf der alten Römerstraße von
Salzburg über Surberg, Traunstein, Rosenheim nach München. Westlich von München
gab es nur eine Salzstraße, und die verlief über Pasing, Planegg, durch den Kreuzlinger
Forst, Etterschlag, Inning, Eching, Windach nach Landsberg.
Im dichten Tann