Seite 74-75 - Lechrain gesamt

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2. Von Beuern nach Türkenfeld (5 km)
Die Rundwanderung beginnt in
Beuern
an der Pfarrkirche, wo wir rechts der Straße
nach Pflaumendorf folgen (R 3). Erst geht es durch die freie Flur, dann kommt man auf
der Hälfte desWeges zu einemWäldchen. Hier biegt bei einer Schranke einWeg rechts in
denWald ab. Er führt durch hellen Misch­wald, meist Buchen; bei der ersten Verzweigung
imWald rechts abbiegen, der Weg senkt sich etwas und wir kommen an einem Tümpel
vorbei. Bald darauf erreichen wir den Waldrand und sehen rechts unten Beuern liegen.
Nun geht es bis zur Straße, dann links auf dem Rad­weg 200 m an der Straße entlang.
Jetzt biegen wir wieder rechts auf die Straße ein und gehen durch ein Neubaugebiet
von Türkenfeld weiter in Richtung Burgholz. Auf einer kleinen Anhöhe bei einem Gehöft
kommen wir heraus und folgen dem Weg ab­wärts zu einem weiteren Anwesen. Rund
200 m nach dem Hof „Burg“ macht die Teerstraße eine Rechtskurve, der Weg senkt sich
unter­halb des Hofes weiter ins Tal und führt auf Beuern zu.
S
ehenswert
Türkenfeld:
Geschichte: Im frühen Mittelalter war hier eine alte Versammlungs­stätte
(Thing­platz), später wurde der Ort Sitz des Geschlechts der Aresinger. Ihre Burg stand
beim neuen Schlösschen, wo man noch deren Wälle erkennen kann.
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Türkenfeld): Der beherrschend in der Ortsmitte auf­
ragende Bau ist von einem ummauerten Friedhof umgeben. Von der 1489 er­bauten
spät­gotischen Kirche stammen noch der fünfgeschossige Satteldachturm mit einer
Dekoration (Stabwerk, Bogenfriese) und die gestuften Strebepfeiler am ein­ge­­zogenen
Chor und an der Südseite des Langhauses. Wie viele Landkirchen wurde auch diese
Kirche im 17. und 18. Jh. barocki-
siert. Zu Beginn des 19. Jhs. kamen
eine früh­klassi­zistische Ausstattung
und die beiden Seitenkapellen hin-
zu. 1888/89 wurde die Kirche nach
Westen hin verlängert. Die Ausstat-
tung und das Bildpro­gramm der Kir-
che sind maß­geblich von der 1718
gegrün­deten
Rosen­kranz­bruder­
schaft beeinflusst und befassen sich
deshalb mit dem Thema des Rosen­
kranzes. Der feine Wessobrunner
Rocaille­stuck mit Blumen­girlanden,
Blattwedeln und Putten­köpfen wird
Franz Xaver Schmuzer zugeschrie-
ben (um 1754 bzw. 1765).
Fresken: Die Fresken hat Johann Baptist Baader aus Lechmühlen,„Lechhansl“ genannt, im
Jahr 1766 gemalt. (siehe Seite 176) Der hl. Lukas soll ein Selbstportrait von ihm sein. Das
große Hauptbild im Langhaus zeigt die Gottesmutter als Rosen­kranz­­königin. Ein weite-
res Bild schildert die Vision von Papst Pius V. vom Seesieg bei Lepanto. Gegenüber hält
Judith das Haupt des Holofernes in die Höhe. In den Kar­tuschen sind die vier Evangelisten
und zwei Frauenfiguren (vielleicht Synagoge und Ecclesia) dargestellt. Die Ovalmedail-
lons mit Darstellungen der zwölf Apostel an der Brüs­tung der unteren Westempore - in
der Mitte mit dem segnenden Christus als Erlöser der Welt - gelten ebenfalls als ein Werk
des „Baader Lech­hansl“. Das Chorfresko mit Maria als Himmelskönigin ist hin­gegen mit
„C(hristoph) T(homas) Scheffler augustanus invenit 1754“ signiert.
Ausstattung: Die Altäre stammen aus der Zeit von 1805-1812. Den Hochaltar aus Stuck­
marmor schuf Johann Michael Sporer. Der viersäulige barocke Aufbau zeigt in Einzel-
formen bereits klassizistische Anklänge. Die aus früherer Zeit stammenden Skul­pturen
stellen die Muttergottes dar, die auf ihr Vorbild auf der Münchner Marien­säule verweist.
Ferner die hll. Dominikus und Katharina von Siena zu ihren Füßen, außen die hll. Anna
und Katharina von Alexandrien. Von demselben Meister stammen auch die beiden Sei-
tenaltäre von 1812.
Im Zentrum des eindrucks­vollen Rokokoaltars in der nördlichen Marienkapelle von
1766 steht die Skulptur der sitzenden Maria mit Krone und Zepter, die von Lorenz Luidl
aus Landsberg am Lech geschaffen wurde. Seitlich zwei große Engel von Franz Xaver
Schmädl. In der gegenüberliegenden Südkapelle steht eine spätgot­ische Kreuzigungs-
gruppe (um 1500). Die weiß gestrichene Kanzel von 1766 zeigt spielende Putten und
ver­goldete Rokoko­orna­mente.
Prozessionsfahnen: Beide Fahnen sind in Öl auf Leinwand gemalt. Die eine Fahne von
1796 steht vor der Marien­kapelle und zeigt bäuerliche Kostüme und Trachten aus dieser
Zeit. Man sieht die vor der Mutter­gottes knienden Be­wohner des in der Nähe liegenden
Einödhofes Burgholz. (siehe Seite 109) Das Werk wurde zum Dank für die Verschonung
des Hofes während der Napoleo­nischen Kriege in Auftrag ge­geben. Auf der rechten
Seite ist dargestellt, wie die feindlichen Soldaten den Hof im dichten Nebel übersehen
hatten. Auf einer zweiten Fahne vor der Kreuzkapelle er­kennt man den hl. Sylvester als
Viehpatron, dargestellt mit einem geöffnet­en Buch und einem Stier zu seinen Füßen.
Geschichten von den Straßen des Salzhandels
Das Salz aus dem Rupertiwinkel bei Bad Reichenhall war im ganzen süd­deutschen
Raum ein begehrtes Gut. Man benötigte es in der damaligen Zeit nicht nur zumWürzen,
sondern vor allem zum Konservieren von Lebens­mitteln. Bis nach Böhmen und Mähren,
nach Süddeutschland und in die Schweiz transportierte man das „weiße Gold“ in run-
den Scheiben auf besonderen Paletten. Die Fuhrwerke waren in umgekehrter Richtung
oft mit Getreide oder Wein beladen. Die Straßen, auf denen sich der Salztrans­port voll-
zog, waren genau festgelegt und hießen „Salzs­traßen“. In der Salz­straßen­ver­ord­nung
von 1516 unterschied man im Chiemgau eine„Obere“ und eine„Untere“ Salzstraße.
Die Obere Salzstraße führte von Reichen­hall über Petting, Waging, Altenmarkt, St. Wolf-
gang, Rabenden, Obing, Albertaich nachWasserburg. Von hier geschah derWeitertrans-
port entweder auf dem Inn zur Donau oder auf dem Landweg weiter nach München.
An der Donau übernahmen Salz­säumer den Transport auf dem„Goldenen Steig“ nach
Böhmen.
Die sog. Untere Salzstraße („Güldene Salz­straße“) verlief auf der alten Römer­straße von
Salzburg über Surberg, Traun­stein, Rosen­heim nach München. Westlich von München
gab es nur eine Salzstraße, und die verlief über Pasing, Planegg, durch den Kreuzlinger
Forst, Etterschlag, Inning, Eching, Windach nach Lands­berg.
Im dichten Tann