Seite 10-11 - Lechrain gesamt

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Seit dem Mittelalter sind hier Kirchen, Klöster, Kapellen mit herrlichen Barockausstat-
tungen in unermesslicher Zahl gebaut worden. Der verschwenderische Wessobrunner
Stuck hat in dieser Region sein Zuhause und auch die Marienverehrung hat hier eine
lange Tradition. So nimmt es nicht Wunder, dass viele Kirchen, zumal Wallfahrtskirchen,
der hl. Maria geweiht sind. Zu einigen dieser Kostbarkeiten führen die in diesem Führer
beschriebenen Wanderungen. So zum Beispiel zu der vom Wessobrunner Baumeister
Josef Schmutzer erbauten Wallfahrtskirche „Zur schmerzhaften Muttergottes“ in Vil-
gertshofen oder zu demmit farbenfrohen Fresken reich geschmückten Marienmünster
in Dießen.
Aber auch viele profane Bauten wie die stattlichen, oft mit Lüftlmalereien verzierten
Bauernhöfe verwöhnen das Auge. Wer aufmerksam durch die Dörfer geht, erkennt
den Reichtum der verzierten Häuser, die Zeugen einer alten meisterhaften Zimmer-
mannshandwerkskunst sind. Die noch heute am Leben gehaltenen Traditionen und
das Brauchtum mit Trachtenwallfahrten, Pferdeumzügen oder Volksfesten machen den
Lechrain zu einem Gebiet, in dem bäuerliche Landschaft und Kultur noch eine Einheit
bilden. Dem unterwegs Rastsuchenden bieten in vielen Dörfern Biergärten und ge-
mütlicheWirts- und Gaststuben einen geruhsamen Aufenthalt. Nicht zu vergessen sind
die machtvollen Burgen in
Greifenberg
und
Landsberg.
Der Lechrain ist reich an großen
Kulturdenkmälern aus allen Epochen. Aber auch die etwas seitab liegenden Sehens-
würdigkeiten lohnen einen Besuch und werden deshalb in diesem Führer erwähnt .
Sebastian Münzer spricht
in seiner 1550 erschiene-
nen Schrift Cosmographia
zum ersten Mal von den
„Lechraynern“ und meint
damit jene Bevölkerung,
die zwischen Lech, Ammer
und Amper lebte. Der im
vorletzten Jahrhundert le-
bende Schriftsteller Karl
Freiherr von Leoprechting
(1818-1864), der ein aus-
gezeichneter Kenner des
Lechrains war, hat den Na-
men Lechrain so erklärt:
„Der Name Lechrain bedeu-
tet das Land mit dem Ab-
hang beider Gestade, diesem Flusse zu.“ Der Lechrain setzt sich also aus denWortsilben
„Lech“ und„Rain“ zusammen. Der Grund, dass die Silbe „-rain“ nur beim Lech und nicht
bei anderen Flüssen verwendet wurde, ist nach Leoprechtings Meinung darin zu su-
chen, das diese Gegend seit ältester Zeit zwischen Bayern und dem Schwabenland eine
Grenzmarke darstellte, wobei die östliche Grenze des Lechrains früher der Ammersee
war. Dieser zwischen Landsberg und dem Ammersee gelegene Teil des Lechrains wird
in diesemWegbegleiter beschrieben.
Ammersee und Lechrain
Warum Schmachten ?
Warum Sehnen ?
Alle Tränen
Ach ! sie trachten
Weit nach Ferne,
wo sie wähnen
Schönre Sterne
Ludwig Tieck
A
mmersee
Der Ammersee ist mit knapp 47 km² Ausdehnung der drittgrößte See Bayerns und liegt
etwa 30 km südwestlich von München. Der See wird gespeist im Süden durch die Am-
mer, die im Ammergebirge entspringt. Der nördliche Abfluss des Sees ist die Amper. Die
Länge des von zwei eiszeit-
lichen Seitenmoränen im
Osten undWesten begrenz-
ten Sees beträgt 15 km,
die durchschnittliche Breite 3
km, maximal wird der See
bis zu 5 km breit und 81 m
tief; der Seespiegel liegt auf
533 m. ü. NN, die Größe
4660 ha, die Uferlänge um-
fasst 43 km. Vom Nordufer
bei Stegen und Eching bie-
ten sich imposante Blicke
auf das Alpengebirge, weil
man dort den größten Teil
des Wassers zwischen sich
und den Alpen hat.
Der See ist sehr fischreich, aber ungeschützt gegenWinde und wird daher wegen seiner
Stürme undWellen gefürchtet. Wegen der Volksverbundenheit seiner Anwohner wurde
er auch„Bauernsee“ genannt.
Wie der Starnberger See ist auch der Ammersee aus einer Gletscherzunge entstanden.
Vor allem im Norden und Süden ragte er weit in das Gelände hinein.
Siehe auch Spezialthema Seite 26.
L
echrain
Das Buch befasst sich mit der sanften Hügellandschaft zwischen Lech und Ammersee-
Westufer, dem landschaftlich attraktivsten Teil des Lechrains. Letzterer setzt sich nach
Nord in Richtung Augsburg, Aichach-Friedberg und nach Süd bis südlich Schongau fort.
Schon in grauer Vorzeit lebten Menschen im Lechrain und fanden hier ihr Auskommen
wie die Ausgrabungen einer Siedlungen von Pestenacker aus der Zeit um 4000-1800
v. Chr. zeigen. Später siedelten die Kelten hier. Dann erschlossen die Römer das Land,
bauten Straßen und Kastelle.
Bootshäuser in Schondorf am Ammersee
Mitten im Lechrain bei
Dettenschwang