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Pflanzen der Waldgesellschaften (5):
Die unscheinbaren Blüten des
Wechselblättrigen
oder
Goldenen Milzkrautes
(
Chrysosplenium alternifolium
;
S. 570) sind von gelben Hochblättern umgeben. Die Art gehört zu den Steinbrech-Gewächsen und kann im
Frühjahr in Schluchten, feuchten Gräben, Auen und selbst auf alpinem Kiesschotter angetroffen werden. Eine weitere
Art der Gattung ist das Gegenblättrige Milzkraut (
C. oppositifolium
), das im württembergischen Teil des Allgäus unter
800 m ü NN vorkommt.
Der
Fetthennen-Steinbrech
oder
Bach-Steinbrech
(
Saxifraga aizoides
§;
S. 568) gehört zu den Steinbrech-
Gewächsen, die in der Volksmedizin verwendet wurden, um Gallen- und Nierensteine zu „brechen“. Die Art be-
vorzugt feuchte Schuttflächen, Fels, Tobel und Quellflure und ist wegen ihrer schwimmfähigen Samen auch weit im
Alpenvorland verbreitet.
Das
Ausdauernde
oder
Wald-Bingelkraut
(
Mercurialis perennis
) hat im Gegensatz zu den anderenWolfsmilch-
Gewächsen keinen Milchsaft. Die Pflanze ist zweihäusig, das Kraut enthält abführende Saponine, ferner die un-
giftigen, aber unangenehm nach verdorbenem Fisch riechenden Amine. Die Pflanze verursacht schweren Durchfall,
weshalb das frische Kraut früher zur Behandlung von Darmparasiten verwendet wurde und im Allgäu auch„
Scheiß-
kraut
“ genannt wird. Beim Trocknen bekommen die Laubblätter einen metallisch-blauen Glanz wie Quecksilber,
daher der Gattungsname
Mercurialis
.
Gesellig erscheint die
Wald-Gerste
(
Hordelymus europaeus
) in feuchten montanen Mischwäldern. Die Art hat
sich durch forstwirtschaftliche Maßnahmen in den Allgäuer Wäldern stark verbreitet.
Die
Wald-Simse
(
Scirpus sylvaticus
) besiedelt feuchte Böden in Laubwäldern, kann aber auch auf Feuchtwiesen
und in Mooren angetroffen werden. Die Wald-Simse ist ein Sauergras mit dreikantigem Stängel und hat Ähnlich-
keit mit den Hainsimsen (
Luzula
) mit dem typisch behaarten Blattrand.
Die
Wald-Hainsimse
(
Luzula sylvatica
), die von Jägern auch als „Hirschbrot“ bezeichnet wird, gehört zu den
Binsen-Gewächsen. Die Art bevorzugt lichteWälder mit sauren Böden, kommt aber auch auf Hochstaudenfluren
vor. Im Allgäu sind elf
Luzula
-Arten heimisch.
Im Allgäu weit verbreitet und häufig ist die
Wald-Segge
(
Carex sylvatica
).
In der Artengruppe der
Gelb-Seggen
(
Carex flava
) werden mehrere ähnliche und schwer bestimmbare Arten
zusammengefasst.
Unverwechselbar sind die dreizähligen Laubblätter sowie die dreikantigen Blattstiele des
Giersch
(
Aegopodium
podagraria
;
S. 165). Der Gattungsname ist vom Griechischen für„Ziegenfuß“ abgeleitet, da die Form der Laub-
blätter, wie beim Bärenklau, eine Ähnlichkeit mit dem Trittsiegel einer Ziege aufweist. Von der medizinalen Verwen-
dung der Pflanze zeugt der Name„
Zipperleinskraut
“.
Die
Wald-Engelwurz
(
Angelica sylvestris
;
S. 165) trifft man häufig in Misch- und Auwäldern, auf Lägerfluren
und am Rande von Flachmooren an.
Der
Wald-Sanikel
(
Sanicula europaea
;
S. 579) gehört zu den Doldenblütlern. Sowohl der deutsche, als auch
der Gattungsname sind vom lateinischen Wort
sanare
für heilen abgeleitet.
Den
Österreichischen Rippensamen
(
Pleurospermum austriacum
;
S. 165) trifft man in tieferen Lagen in
Auwäldern entlang von Iller, Wertach und Lech, bis 1.900 m ü NN an Waldrändern, in lichten Wäldern, auf Hoch-
staudenfluren und Bergwiesen an. Auffällig sind die fiederspaltigen Hüllblätter der Doldenstrahlen, der dicke, tief
gefurchte Stängel, die glänzenden, dunkelgrünen Laubblätter sowie die große Enddolde.