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Der Bauer und der Teufel
Es war einmal ein kluges und verschmitztes Bäuerlein, von dessen Streichen viel zu erzählen wäre, die
schönste Geschichte ist aber doch, wie er den Teufel einmal dran gekriegt und zum Narren gehabt hat.
Das Bäuerlein hatte eines Tages seinen Acker bestellt und rüstete sich zur Heimfahrt, als die Dämmerung
schon eingetreten war. Da erblickte er mitten auf seinem Acker einen Haufen feuriger Kohlen und als er
voll Verwunderung hinzuging, so saß oben auf der Glut ein kleiner, schwarzer Teufel. „Du sitzest wohl auf
einem Schatz”, sprach das Bäuerlein. „Jawohl”, antwortete der Teufel, „auf einem Schatz, der mehr Gold
und Silber enthält, als du dein Lebtag gesehen hast.” „Der Schatz liegt auf meinem Feld und gehört mir”,
sprach das Bäuerlein. „Er ist dein”, antwortete der Teufel, „wenn du mir zwei Jahre lang die Hälfte von
dem gibst, was dein Acker hervorbringt: Geld habe ich genug, aber ich trage Verlangen nach den Früch-
ten der Erde.” Das Bäuerlein ging auf den Handel ein. „Damit aber kein Streit bei der Teilung entsteht”,
sprach es, „so soll dir gehören, was über der Erde ist und mir, was unter der Erde ist.” Dem Teufel gefiel
das wohl, aber das listige Bäuerlein hatte Rüben gesät. Als nun die Zeit der Ernte kam, so erschien der
Teufel und wollte seine Frucht holen, er fand aber nichts als die gelben, welken Blätter und das Bäuerlein,
ganz vergnügt, grub seine Rüben aus. „Einmal hast du den Vorteil gehabt”, sprach der Teufel, „aber für
das nächste Mal soll das nicht gelten. Dein ist, was über der Erde wächst, und mein, was darunter ist.”
Mir auch Recht”, antwortete das Bäuerlein. Als aber die Zeit zur Aussaat kam, säte das Bäuerlein nicht
wieder Rüben, sondern Weizen. Die Frucht ward reif, das Bäuerlein ging auf den Acker und schnitt die
vollen Halme bis zur Erde ab.
Als der Teufel kam, fand er nichts als die Stoppeln und fuhr wütend in eine Felsenschlucht hinab. „So muss
man die Füchse prellen”, sprach das Bäuerlein, ging hin und holte sich den Schatz.
Gebrüder Grimm
Arbeitsaufträge: 1. Fasse den Inhalt des Textes zusammen!
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2.
Weise nach, um welche Textsorte es sich handelt!
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3.
Nenne einige sprachliche Besonderheiten!
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4.
Was ist die Aussage der Geschichte?
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5.
Schreibe einen neuen Schluss ab dem letzten Absatz!
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Beginne mit den Worten: Als der Teufel bemerkte,
dass er wieder betrogen worden war, ...
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Schulaufgabe 2: textarbeit
Diese Aufsatzart greift auf das zurück, was der Schüler bei der Inhaltsangabe bereits gelernt hat.
Es geht hier darum, einen einfachen Text (z. B. Märchen, Sage, Fabel, Kurzgeschichte) nach
Inhalt, Aufbau, Sprache und Intention zu erschließen.
In der Regel erhältst du vier bis fünf Arbeitsaufträge, die du (anders als bei einer Stegreifaufgabe)
in der vorgegebenen Reihenfolge so zu bearbeiten hast, dass
ein Textganzes entsteht.
Das heißt, dass die einzelnen Abschnitte in einer Weise formuliert werden müssen, dass der Leser oh-
ne Angabenblatt versteht, unter welcher Fragestellung der Text im jeweiligen Absatz analysiert wird.
Grundsätzlich sind alle Aussagen zu belegen.
Dies geschieht durch konkrete
inhaltliche Aussa-
gen,
unter
Angabe der Textzeile
oder einem
Zitat,
das durch Anführungszeichen kenntlich gemacht
wird.
Die meisten Aufgabenstellungen verlangen eine inhaltliche Zusammenfassung, eine oder mehrere
Personencharakteristiken, die Kennzeichen einer Textsorte, Begründungen für Handlungsweisen ein-
zelner Figuren und Vermutungen über die Aussageabsicht des Autors. Eine Sonderstellung hat der
Auftrag, ab einer bestimmten Stelle im Text
einen neuen Schluss
zu schreiben. Hierbei ist deine
Kreativität gefragt.
Dieser eigene Teil wird in der Zeitstufe des übrigen Textes verfasst! (In der Regel Präteri-
tum). Er lässt sich nicht in die eigentliche Textanalyse integrieren, sondern wird nach eini-
gen Leerzeilen an sie angehängt.