Naturgeschichtchen Allgäu - page 46-47

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Sieh mal die mächtigen Stäm-
me der Bruch-Weiden. Die
Borke ist rau und zerfurcht.
Such dir den dicksten Stamm
in der Umgebung aus. Wie
viele Kinder mit ausge-
streckten Armen müssen
sich an der Hand nehmen, um
den Baum zu umarmen?
Der
mächtigste
Baum am
Ufer ist die
Bruch-Weide
.
Was haben wir denn da?
Einen
„Eieruhr-Baum”.
Den kennst du nicht? Ist
ja auch nur ein einfa-
cher Weidenstamm, der
vom Biber angeknab-
bert wurde. Herr Biber
braucht ganz schön kräf-
tige Zähne, um so riesige
Späne aus dem harten
Holz zu beißen. Na ja, er
ist ja schließlich auch
ein Nager. Wa-
rum tut er
das bloß?
ImWinter, wenn es kein Grün-
zeug als Nahrung für den
Biber
gibt, fällt er Bäume, um an die
Knospen und dünnen Zweige
zu gelangen. Die gekrümmten
Zähne nutzen sich beim Holz-
fällen ab, wachsen aber immer
wieder nach. Könnte er klettern,
dann bräuchte er keine Bäume
zu fällen. Kann er aber nicht,
denn er hat Schwimmhäute und einen flachen Ruderschwanz.
Aus den Überresten seiner Mahlzeit baut er Dämme und seine
Biberburg
, in der er wohnt. König Biber hat’s dann recht ge-
mütlich in seiner Burg, die von Wasser umgeben ist. Dort ist er
ganz sicher!
Weißt du, wie die Biber auf die
Idee kamen, sich eine Burg zu
bauen? Nein? Dann hör gut zu…
Es lebte einmal eine Biberfamilie
am Alpsee bei Füssen. Eine Biber-
mama, ein Biberpapa, ein Biber-
mädchen und ein Biberjunge. Wäh-
rend ihrer Streifzüge sahen die vier
immer wieder von Weitem das mär-
chenhafte Schloss Neuschwanstein.
Der kleine Biberjunge war so beein-
druckt von diesem wunderschönen
Schloss, dass auch er davon träumte, ein solches zu bauen und zu bewohnen.
Du musst wissen, dass die Biber früher nie sicher waren vor ihren Feinden, wie Bär, Wolf und
Luchs. Immer hatten sie Angst, gefressen zu werden. Deshalb dachte der kleine Biberbub: „Wie
friedlich könnten wir schlafen, wenn unser Bett hoch oben im Schlossturm wäre.” Da seine Eltern
jedoch lachten und ihm erklärten, Biber könnten keine Schlösser bauen, meinte der kleine schlaue
Biber: „Na wartet, ich zeige es euch.”
Eines Tages, als seine Eltern fest schliefen, weckte er seine Schwester. „Komm mit!, forderte er
sie auf. Verschlafen rutschte und stolperte das Bibermädchen hinter seinem Bruder her. „Hilf mir!”,
befahl er ihm und sammelte die Zweige und Äste ein, die von der letzten Mahlzeit übrig waren.
Murrend tat das müde Biberkind, wie ihm geheißen. Mit den Zweigen in der Schnauze schwam-
men die beiden ein Stück vom Ufer weg zu einem Baumstamm, der dort fest im Seegrund steckte.
Klein Biber steckte die Zweige fest, schwamm zurück und holte neue. Neugierig geworden, half
ihm seine Schwester nun ganz emsig. Als die Bibereltern am Abend wach wurden, staunten sie
nicht schlecht, als da im Wasser zwar kein Schloss, aber eine tolle Biberburg stand, in der zwei
Biberkinder erschöpft schliefen. Schnell erfuhren alle Biber der Umgebung von der sicheren Was-
serburg und waren so begeistert, dass seither alle Biber nur noch in solchen Burgen wohnen.
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