Naturgeschichtchen Allgäu - page 104-105

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Die
Rohrdom-
mel
richtet zur
Tarnung im Schilf
typischerweise
Kopf und Schna-
bel nach oben
(„Pfahlstellung”)
und wankt wie
Röhricht imWind.
Die hell- und dunkelbraunen Längs-
streifen lassen die Konturen dieses Reihervogels mit dem Hinter-
grund verschmelzen. Die Art wird wegen der dumpfen Balzrufe
der Männchen auch Moorbrüller oder Moorochse genannt.
Die Rohrdommel ist eine große Seltenheit im Allgäu.
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Weißt du, wer sich hinter dem Namen
Gewöhnlicher Holzbock verbirgt?
Eigentlich sollte dieser Blutsauger
besser „Ungewöhnlicher Hornochse”
heißen. Von wem ist die Rede? Von
der Zecke nämlich. Ganz wichtig ist
es, dich am Abend, wenn du den Tag
in der Natur verbracht hast, genau
zu untersuchen. Sehr gut, du weißt,
dass diese kleinen Biester ebenfalls
gerne in Wiesen leben und sich ger-
ne an Mensch und Tier festsaugen.
Deshalb musst du wirklich genau
schauen, auch in den Kniekehlen,
den Achseln oder hinter den Ohren.
Denn am Körper sucht sich die
Zecke gerne warme Stellen aus,
an denen sie sich festsaugt.
Der
Gewöhnliche Holzbock
lebt
im Laub, im hohen Gras oder im
Gebüsch. Wenn er kein Wirtstier,
so heißt sein Opfer, oder keinen
Wirtsmenschen findet, kann er
bis zu einem Jahr ohne Nahrung
auskommen. Vollgesaugt fällt
er ab und legt während der
Wintermonate eine Pause ein.
Über den Speichel der Zecke
können gefährliche Krankheiten
übertragen werden.
Hast du Lust auf die Geschich-
te vom Moorochsen? Ja, du hast
ganz recht, Ochsen leben nicht
im Moor. Doch dieses Wesen,
von dem ich dir erzählen möchte,
kann rufen, ähnlich wie ein Och-
se…
Es war einmal vor langer Zeit ein ganz be-
sonderer Vogel. Dieser Vogel hieß Königs-
schilfsänger und konnte wunderbare Lieder
singen. Stell dir vor, er konnte sogar zaubern.
Weil ihmWald und Wiese zu trocken waren,
zauberte er für sich feuchte Streuwiesen,
Seen und Moore mit viel Schilf und Röhricht.
Herr Königsschilfsänger war aber auch ein
sehr stolzes Geschöpf und wollte hier König
sein. Deshalb duldete er keine anderen Tiere
in seinem Lebensraum. Alle vertrieb er, die
hier ebenfalls gerne gelebt hätten. Nur Fische,
Frösche, kleine Säugetiere, Vogelküken und
Würmer zauberte er dann und wann, weil die-
se zu seinen Leibgerichten zählten.
Das erzürnte Abraxas, den mächtigsten Zaube-
rer der Welten, sehr. Dieser Zauberer nämlich
vergab die Zauberkräfte an Mensch und Tier
seiner Wahl. Da er aber ein guter Zauberer
war, wollte er, dass alle Lebewesen friedlich
miteinander leben und ihre Zauberkräfte nur für
Gutes einsetzen.
Groß und wütend stand er plötzlich vor dem
Königsschilfsänger und verzauberte ihn auf der
Stelle in einen Halm aus Röhricht. Sein Singen
war fortan kein Singen mehr, sondern ein Brül-
len, und sein Name war nicht mehr Königsschilf-
sänger, sondern Rohrdommel. Pass auf, hör gut hin
und schau genau. Wenn du ein Brüllen hörst wie
von einem Ochsen, dann hörst du nachts die Rohr-
dommel, die auch Moorbrüller oder Moorochse
genannt wird, und siehst sie im Röhricht schaukeln
wie ein Halm.
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