Naturgeschichtchen Allgäu - page 96-97

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Komm, wir sehen uns die Pflanzen und
Tiere des Niedermoors an, die hier
gerne wohnen.
Siehst du diese Gräser hier? Ja,
hier wachsen nun die Sauergräser,
auch Riedgräser NG S. genannt
die, wie du ja schon weißt, nicht
sauer sind, sondern auf nährstoff-
ärmeren Böden gedeihen können
als die Süßgräser in der Wiese (siehe
S. 138f).
Sauer- und Riedgräser wie
diese
Schnabel-Segge
haben ganz scharfe
Blattränder, außer-
dem ist der Stängel
im Gegensatz
zu den runden
Süßgräsern
dreikantig. Roll
ihn mal zwischen
den Fingern, dann
spürst du das.
Doch auch Süßgräser gibt es hier. Wie
das Pfeifengras. Die Halme können bis
zu einem Meter lang werden. Man hat
sie früher zum Flechten von Körbchen
und als Pfeifenputzer verwendet. Nein,
nicht die Trillerpfeife des Schiedsrich-
ters, sondern die Pfeife zum Rauchen.
Früher hatten die ein ganz langes Rohr,
so wie bei Max und Moritz.. Du kennst
doch die Geschichte von den beiden
Lausbuben? Sie haben dem Lehrer
Lämpel Schießpulver in die Pfeife ge-
stopft. Als er von der Schule kam und
in Ruhe ein Pfeifchen rauchen wollte,
krawummmmmm, ist sie ihm um die
Ohren geflogen… Ganz schön gemein!
Aber zurück zu den Nieder-
mooren. Früher wurden diese
im Herbst gemäht. Aber nicht
als Futter für das Vieh, sondern
als Streue für den Stall. Weil es
so sumpfig ist, konnte man nicht
mit dem Traktor mähen, sondern
von Hand. Puh, wie mühsam!
Also wurden Rohre verbuddelt,
die das Wasser aus den Nieder-
mooren leiteten und sie trocken-
legten. So eine trockenere
Streuwiese ist gut für den Bau-
ern, aber schlecht für all die Tier-
und Pflanzenarten, die’s gerne
feucht mögen.
So sieht das
Pfeifengras
aus.
Die Pfeifengraswiese S. 194, 208 ist besonders im Herbst
wunderschön rotbraun anzusehen. Außerdem zählt sie
zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas.
Wie schön, dass wir im Allgäu so etwas haben.
Wir haben sooo viel Glück! Sieh
nur! Darf ich dir meinen wunder-
schönen Vetter vorstellen? Er
heißt
Skabiosen-Scheckenfalter,
auch Goldener Scheckenfalter ge-
nannt. NG S. Er ist hier zuhause
und leider nicht mehr oft anzutref-
fen.
Auch die Kreuzotter, die wir ja be-
reits im Hochmoor getroffen haben,
ist hier zuhaus (siehe S. 185).
Leider ist der
Skabiosen-Scheckenfalter
vom Aussterben
bedroht, da Streuwiesen trockengelegt werden. Auch viele
andere Tier- und Pflanzenarten leiden unter dem Verlust
ihres feuchten Lebensraumes.
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