holztod - page 11

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„Fragn S´ doch mal de Leut im Dorf, was für ein brutaler Ausbeuter der Kerl war! Oder
den Wirt, den Dokta und de Schandarm. Aba de ham scho genau so Angst vor dem Nazi
und seine Freind!”, entgegnete er dem Amtsrichter verbittert, ehe ihn der Wachmann
grob aus dem Raum zog.
Doch nun wieder zurück in die Vorzeit. Also, auch wenn man nun keinen umgebracht
hat, nicht im Amtsgericht Miesbach vor dem Kadi sitzen muss, sondern einfach gemüt-
lich dran vorbei weiter Rich
tung Süden kurvt, gelangt man urplötzlich, zwischen Tegernsee
und Inntal, an den schönen Schliersee. Wenn man denn Verlangen danach hat, von da aus
sogar bis hinauf an den Spitzingsee, Wendelstein oder rüber zum Sudelfeld. Eingebettet in
eine liebliche, zumeist friedliche Voralpenlandschaft, umrahmt
von Bergen, deren felsige
Spitzen aus dem Grün der Almwiesen und Wälder herausstechen, an schönen Tagen gar
herrlich leuchten, ja förmlich brennen.
Was nun den Schliersee angeht, dieses vor Jahrtausenden mit dem Schmelzwasser der
Gletscher vollgelaufene große Loch, in dessen Mitte sich ein kleines Inselchen erfolg-
reich gegen das kühle Nass gewehrt hat, gefiel wohl schon vor langer, langer Zeit, am
Ende der Völkerwanderung, den ersten urzeitlichen Touristen. Waren es zunächst ver-
schiedene keltische Clans, übernahmen später die reiselustigen Römer deren schicke
Landhäuser. Nachdem diese alsbald neue Ziele erkoren, wie sollte es anders sein, ließen
sich dann die Germanen ausgerechnet da nieder, wo es in Bayern mit am schönsten ist.
Sie stampften, von urigen aufrechten Bajuwaren unterstützt, so nach und nach ein Dorf
aus dem sumpfigen Boden, dem sie irgendwann den Namen des Sees gaben, oder war
es vielleicht gar andersherum? Jedenfalls entstand eines Tages, so um 779, das Kloster
„Slyrse“. Das gibt es heute zwar nicht mehr, dafür haben kluge Nachfahren einen köst-
lichen Trank erfunden, ließen einfach das „e“ weg und nennen diesen „Slyrs“ Whisky.
Eine tolle Kreation, nicht gerade billig - aber warum auch? Sie schmeckt nämlich sauguat.
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